Artikel in HKM 4-6/2024:

Resteverwertung am Dürrenstein (Teilgruppe 1815)

von Reinhard und Walter Fischer

Einleitung: Anfang Juni 2020 konnte bei einer Geländebegehung im orographisch rechten Hang des Seetales in Nachbarschaft zu bereits bekannten Höhlen durch W. Fischer ein neues Objekt entdeckt werden, die Kurze Spalte (1815/444). Im August 2023 erfolgte eine Fahrt durch die Verfasser ins zentrale Dürrensteinplateau, mit dem Ziel, Material aus der Ritzlkesselhöhle (1815/400 a, b) zu bergen. Dabei wurde auch die Mautentalkammer (1815/445) vollständig dokumentiert und eine informative Befahrung des Doppelschachts (1815/84 a, b) - neben dem altbekannten Ofenloch (1815/13) gelegen - durchgeführt. Schließlich erfolgte durch W. Fischer Anfang September 2023 noch die Bearbeitung einer weiteren Kleinhöhle in der orogr. rechten Seetalflanke (Steilhanghalbhöhle, 1815/443).

Steilhanghalbhöhle (1815/443)

Basisdaten: L 7 m, H +8 m, He 14 m, Sh 775 m, ÖK4204 bzw. ÖK71.
Lage: Auf der Forststraße in das Seetal Richtung Mittersee bis ca. 300 m taleinwärts der zweiten Kehre der Forststraße, wo Felsbildungen bis knapp zur Straße herabreichen. Hier steigt man entlang des Wandfußes in nordöstliche Richtung den stark verwachsenen Steilhang auf und trifft nach 60 Höhenmetern auf die Trümmerhalle (1815/111). Den sehr steilen, felsdurchsetzten Hang entlang des Wandfußes weitere 20 Höhenmeter aufsteigend, kommt man nach Überwindung einiger umgestürzter Bäume zur nordschauenden Halbhöhle.
Zustieg: Man folgt dem markierten Wanderweg von der Tagles zur Herrenalm und weiter Richtung Dürrensteingipfel. Etwa 700 m SW der Herrenalm verlässt man den Weg in einer Seehöhe von 1420 m und hält sich in südsüdöstliche Richtung über Almböden und vorbei an kleinen Fichtengruppen sanft aufwärts, bis man schließlich zu einer markanten Doline gelangt, dem Eingang b.
Beschreibung: Entlang des ansteigenden Wandfußes angelegte Halbhöhle mit einer Portalbreite von 8 m und einer maximalen Höhe von 3 m. Die Halbhöhle erstreckt sich mit abnehmender Höhe 5 m weit in südliche Richtung. Der Boden besteht aus Blockwerk und Bruchschutt, unterhalb der Trauflinie lagert ein von Osten herabziehender Humus- und Laubkegel. An der höhergelegenen Ostseite ist unter gleicher Trauflinie noch ein 2 m langer Schluf mit Blockboden zugänglich.
Erforschung und Vermessung: Bereits vor einigen Jahren aufgefunden erfolgte die Vermessung nun am durch Walter Fischer.

Kurze Spalte (1815/444)

Basisdaten: L 5 m, H +1,5 m, He 6 m, Sh 760 m, ÖK4204 bzw. ÖK71.
Lage: In der orographisch rechten (östlichen) Flanke des Seetales bei Lunz, 870 m nördlich vom Mittersee.
Zustieg: Auf der Forststraße in das Seetal Richtung Mittersee bis ca. 400 m taleinwärts der zweiten Kehre der Forststraße. Den Hang von hier in Falllinie an der südlichen Begrenzung eines steil ansteigenden Felskessels 50 Höhenmeter aufsteigen. Die hangparallele Spalte befindet sich am oberen Ende einer kurzen Steilrinne in der südlichen Begrenzung des Felskessels.
Beschreibung: Durch den 2 m breiten und maximal 1 m hohen, nordschauenden Eingang gelangt man in eine bis zu 1,5 m hohe Kammer. Diese weist sowohl im NW als auch im SO an einer Querkluft kurze Gangansätze auf, die jedoch sogleich verstürzt enden. Der Boden besteht aus Blockwerk und Schutt.
Erforschung und Vermessung: Auffindung und Vermessung am 1.6.2020 durch Walter Fischer.

Mautentalkammer (1815/445)

Basisdaten: L 6 m, H +1,5 m, He 4,5 m, Sh 1370 m, ÖK4204 bzw. ÖK71.
Lage: Gut 1 km NW des Obersees und 600 m O des Ofenlochs bzw. 175 m ONO der Mautentalhöhle (1815/375).
Zustieg: Auf der Forststraße durch das Seetal und ab der Klause über den Reitsteig (Jagdsteig) Richtung Luckenbrunn-Jagdhütte. Zuletzt ab einer Seehöhe von 1260 m weglos durch das Mautental in Richtung Ofenloch (WSW) ansteigen (siehe auch Zustieg zur Mautentalhöhle in HKM 11-12/2011).
Beschreibung: Beim Eingang knapp 5 m hohe und 3 m breite Spalte, die 5 m weit in Richtung SO bergwärts zieht. Bis zum Ende sinkt die Raumhöhe auf 1,5 m und die Breite auf 0,5 m. An der nordöstlichen Raumbegrenzung befindet sich eine steile Felsplatte, der Boden besteht aus erdigen Sedimenten.
Erforschung und Vermessung: Die Entdeckung erfolgte bereits im Juni 2012 durch W. Fischer, die Vermessung wurde schließlich am durch Reinhard und Walter Fischer nachgeholt.

Am wurde durch die Verfasser auch die Ritzlkesselhöhle durch den Eingang a bis in die Pyramidenhalle befahren. Dabei wurden ein dort deponiertes Seil geborgen und auch die Seile im Abstieg zur Pyramidenhalle ausgebaut und mitgenommen. Die Seile in den ersten beiden Abstiegen (-5 m, -13 m) wurden belassen, ebenso das Quergangshalteseil hinauf zum Abstiegspunkt in die Pyramidenhalle.
Der Rückweg an diesem regnerischen Tag führte am Ofenloch und dem benachbarten Doppelschacht vorbei. Von letzterem existiert ein Plan von W. Hartmann aus dem Jahr 1977, der noch große Firnkörper zeigt, die mittlerweile ja eventuell hätten verschwunden sein können. Zunächst wurde geprüft, ob es sich tatsächlich um ein einziges Objekt mit zwei Einstiegen (a und b) handelt, da dies am vorliegenden Plan nicht nachvollzogen werden kann. Die beiden Schächte setzen in einer größeren dolinenartigen Karsthohlform an, und somit ist die Klassifizierung als ein einziges Objekt wohl darstellbar. Darauf hat auch bereits Fink, 1973: 97 hingewiesen (siehe auch Süssenbeck & Süssenbeck, 1972: 159). Der Zusatz "a, b" in der Katasternummer wäre in diesem Fall jedoch nicht zwingend notwendig. Im nördlichen Schacht (b) war der Altschneekegel tatsächlich verschwunden, der in 14 m Tiefe liegende, 3 x 3 m messende Schachtgrund, weist einen gegen ONO abfallenden, erdigen Schuttboden auf, ist aber fortsetzungslos. Der Firnkegel im südlichen Schacht (a) war zwar noch vorhanden, jedoch mit knapp 2 m Mächtigkeit deutlich kleiner als am Plan aus dem Jahr 1977 (das liegt neben der Klimaerwärmung sicher auch daran, dass damals die Vermessung bereits am 26. Juni stattgefunden hat). Jedenfalls konnten auch hier keine Fortsetzungen festgestellt werden, die am vorliegenden Plan nicht bereits verzeichnet wären.
Die Gesamtganglänge wird unter Berücksichtigung des nun bis zum Grund befahrenen und mit Laserdisto vermessenen nördlichen Schachtes (L 23 m, H -16 m) sowie auf Basis der Messdaten aus 1977 für den südlichen Schacht von ursprünglich 80 m auf 84 m korrigiert, der Höhenunterschied bleibt unverändert bei -42 m (tiefster Punkt im Südschacht a).

Literatur: