Artikel in HKM 11-12/2017:

Die Ritzlkesselhöhle (1815/400) am Dürrenstein

von Reinhard und Walter Fischer, Thomas Gundacker

Einleitung: Nachdem im Gebiet zwischen Leckerngrube und unterem Ritzltal, nordöstlich bis südöstlich des Ofenlochs im Dürrensteingebiet ab dem Jahr 2008 immer wieder neue Höhlen entdeckt wurden, darunter 3 Mittelhöhlen, wurde die Geländearbeit auch im Jahr 2013 mit etlichen Begehungen fortgesetzt. Dabei gelang die Auffindung der beiden Einstiege der Ritzlkesselhöhle, die nun mit über 700 m Ganglänge die neunte Großhöhle in der Katastergruppe 1815 darstellt. Der Zufall fügte es, dass die Entdeckung zu einem Zeitpunkt erfolgte, der die Zuordnung der neuen Höhle zu der "runden" Nummer 400 erlaubte.

Ritzlkesselhöhle (1815/400 a, b)

Basisdaten: L 701 m, H 163 m (+33 m, -130 m, bezogen auf Eingang a), HE 149 m, Sh 1425 m (Eingang a), ÖK71.

Foto: Eingang a der Ritzlkesselhöhle (1815/400)

Eingang a der Ritzlkesselhöhle (1815/400), Foto: W. Fischer am


Lage: Etwa 1 km WNW vom Obersee, westlich oberhalb des Ritzlkessels im Dürrensteingebiet bei Lunz am See. Der untere Eingang a befindet sich an der Stirnseite eines von der Kote 1614 herabziehenden Rückens, 590 m ONO der Kote 1614, sowie 960 m SSO der Kote 1394 auf der Seekopfalm. Versteckt gelegen öffnet er sich 10 m oberhalb eines in das Ritzltal querenden Jagdsteiges, am oberen Ende eines kleinen, steilen Wiesenflecks am Fuß einer niederen, sperrenden Felswand. Der obere Einstieg b, zugleich höchster Punkt der Höhle, liegt 60 m vom Eingang a entfernt und 33 m höher als dieser zwischen Latschen und Bäumen auf dem von der Kote 1614 herabziehenden Rücken.

Zustieg: siehe HKM 1-2/2014.

Raumbeschreibung:

Zusammenfassung:
Vom kleinräumigen Eingang a gelangt man in die Eingangskluft, die einerseits im engen Firstbereich befahrbar ist, sowie andererseits am ca. 20 m tiefer liegenden, geräumigen Grund. Nach 30 m mündet die Strecke in den Deckenbereich der Pyramidenhalle, dem zweitgrößten Höhlenraum Niederösterreichs. Die Halle ist 90 m lang, bis 50 m breit und 40 m hoch. Der teils steil abfallende Boden ist durch bis zu hausgroße Blöcke stark gegliedert, wobei ein markanter, etwa 10 m hoher Block im Zentrum, die sogenannte "Große Pyramide", namensgebend ist. An der Nordseite der Halle, im Bereich des Balkons, mündet an der Decke eine vom höherliegenden Einstieg b herabziehende Schachtstrecke ein. Im östlichen Hallenteil setzt eine engräumige Fortsetzung an, die in den 30 m hohen Schwarzen Dom mündet, dem noch ein kurzer Schachtcanyon folgt. Von der Westseite der Pyramidenhalle zieht ein geräumiger Tunnel abwärts zum 33 m tiefen Wasserfallschacht, in dessen Bodenversturz der tiefste Punkt der Höhle liegt.

Höhlenplan

Unterer Eingang (a) bis Abbruch in die Pyramidenhalle (153,08 m):
Vom meist auswärts bewetterten, 1,5 m breiten und 1 m hohen Eingang a führt ein kurzer Schluf über erdige Sedimente und Blockwerk abwärts in die anfangs niedere, etwa 2 m breite obere Etage der Eingangskluft. Diese weist zwei hintereinanderliegende, teils von Blöcken überdeckte Schachtöffnungen auf. Der erste, schlitzartige Abstieg ist kletterbar und leitet 5 m tief in die mittlere Etage hinab. Wenige Meter weiter befindet sich der zweite, geräumigere, nicht frei kletterbare Schachtabstieg, der 8 m tief in die mittlere Etage hinabführt. Übersteigt man den ersten Abstieg und quert auch den zweiten an der rechten Seite etwas abschüssig, ist bei einem nahezu formatfüllenden Klemmblock der Beginn des gut 2 m hohen Firstcanyons erreichbar. Davor setzt oberhalb einer Kletterstelle eine rechts abzweigende Querkluft an, die allerdings bereits nach 3 m unbefahrbar schmal wird. Der Klemmblock im weiterziehenden Firstcanyon kann entweder unterkrochen oder überklettert werden und der dahinterliegende, steil abwärts ziehende Canyon weist ein T-Profil auf, das nach unten hin unbefahrbar schmal und durch Klemmblöcke zusätzlich verengt wird. Nach 10 m bricht der mäandrierende Firstcanyon 8 m tief in einen geräumigen Tunnel ab, der den Zustieg zur Pyramidenhalle darstellt und auch von der unteren Etage der Eingangskluft erreichbar ist.
Klettert man gleich nach dem Eingang a den ersten, schmalen Kluftschacht ab (ev. Seilhilfe), kommt man 5 m tiefer in die mittlere Etage der Eingangskluft. Die schmale Strecke mit Sedimentboden endet tagwärts (Richtung NO) verblockt, in Gegenrichtung abwärts kommt man nach einer Engstelle an einer Querkluft in eine Raumerweiterung, an deren rechter Seite ein großer Block lagert. Im Deckenbereich mündet der zweite Abstieg aus der oberen Etage ein, links des großen Blocks steil absteigend, wird zwischen grobem Blockwerk der tiefste Punkt der mittleren Etage erreicht, wo ein anfangs knapp 1 m durchmessender Schacht hinab in die untere Etage ansetzt. Die mittlere Etage selbst zieht an der linken Seite der Raumerweiterung sehr schmal in Kluftrichtung (Richtung SW) weiter, jedoch nur mit vereinzelten Klemmblöcken als Boden. Dieser Abschnitt wurde nicht befahren und kann wohl auch nicht als eigenständige Gangstrecke gewertet werden.
Der 12 m tiefe Schachtabstieg in die untere Etage wird rasch geräumiger und ist in der Folge eine frei hängende Abseilfahrt. Die untere Etage der Einstiegskluft ist bis zu 3 m breit und 10 m hoch. Tagwärts (Richtung NO) zieht die Strecke über einen Feinschuttboden 15 m weit steil abwärts und endet an einer ebenen Erweiterung mit Blockboden. An der Ostseite setzt hier 7 m über Grund noch eine aufwärtsziehende, schmale Fortsetzung an, die niedriger werdend nach wenigen Metern verblockt endet. Am oberen Ende des Feinschuttbodens zweigt Richtung NW eine geräumige Seitenstrecke ab, in der man 5 m weit emporklettern kann.
Verfolgt man die untere Etage in Gegenrichtung (Richtung SW), weicht der Feinschuttboden lehmigen Sedimenten und etwas Blockwerk und unterhalb einer Naturbrücke verebnet sich die Strecke. Nach Unterquerung der Naturbrücke knickt der Gang um 90° nach links (Richtung SO) und nach weiteren 6 m wieder um 90° nach rechts (Richtung SW). Im Boden befinden sich etliche kleine Öffnungen, die in eine Unterlagerung hinab führen und die überstiegen werden müssen. Um in die Unterlagerung zu gelangen, klettert man die erste engräumige Öffnung (bei VP 13) 5 m tief bis zum Grund ab. Man befindet sich in einem kleinräumigen Abschnitt, der nach 6 m ebenfalls um 90° nach rechts umknickt, hier jedoch nach weiteren 2 m verblockt endet. Im Mittelteil der Unterlagerung befindet sich an der südwestlichen Raumbegrenzung eine kleine Nische zwischen Blöcken, die in einen sehr schmalen Schachtabstieg übergeht. Die hauptsächlich durch labiles Blockwerk begrenzte Strecke wurde bis in 3 m Tiefe befahren. Hinabstürzende Steine treten ca. 10 m tiefer in einem unterlagernden Gangabschnitt bei VP 44 im Deckenbereich wieder ein.
Im 2 m bis 3 m breiten Hauptgang befindet sich nach dem zweiten 90° Knick eine 4 m hohe Kletterstelle (Halteseil). Am Fuß der linken Seite der Kletterstelle kommt man nach Überkletterung eines Blocks in eine kurze Strecke zwischen Blockwerk, wo man durch ein Deckenloch unschwierig in den durch die 4 m hohe Kletterstelle ebenfalls erreichbaren, darüberliegenden Gang gelangen kann. Der Gang beginnt als 2 m breiter, schnell geräumiger werdender Tunnel, wo nach 5 m an der rechten (nördlichen) Seite im Deckenbereich der Firstcanyon der Eingangskluft einmündet. Die Breite des Tunnels steigt auf 8 m bevor er wieder etwas schmäler werdend nach weiteren 8 m mit einem knapp 6 m breiten und bis 5 m hohen Fenster in die Pyramidenhalle abbricht. Der Boden besteht aus großen Blöcken und Felsplatten, dazwischen etwas Lehm. Vor dem Abbruch in die Pyramidenhalle befindet sich an der rechten Seite ein über Blockwerk abwärtsführender Einschnitt zur Abseilstelle mit zwei Verankerungen. Am Beginn des Einschnittes wurden an der schrägen Felswand auf der rechten Seite zwei weitere Verankerungen zur Rücksicherung angebracht.

Oberer Einstieg (b) bis Einmündung in die Pyramidenhalle (79,99 m):
Der etwa 2 m durchmessende Schachteinstieg b bricht 5 m tief zu einem erdigen Absatz ab, von dem einerseits eine kurze Kluftstrecke abzweigt und andererseits ein röhrenförmiger Schacht 32 m tief zu einer Erweiterung mit Blockboden abbricht. Die SW-NO verlaufende Raumerweiterung ist etwa 2 m breit und 7 m lang und besitzt am NO-Ende eine kurze, abwärtsführende Nische. Am SW-Ende kann über grobe Blöcke 3 m zu einer Öffnung hinaufgeklettert werden, weitere 5 m oberhalb befindet sich eine zweite Öffnung, die in einen schmalen, mindestens 10 m tiefen, bislang unerforschten Kluftschacht abbricht, der sich nach oben als Schlot weiter fortsetzt. Von der unteren Öffnung führt ein anfangs engräumiger Abstieg mit mehreren kleinen Absätzen in eine 10 m tiefer liegende Kammer mit 2 m Durchmesser. Eine 2 m über dem Grund ansetzende, nach SSW aufwärtsziehende Strecke besitzt wahrscheinlich eine Verbindung zum oberhalb beschriebenen, schmalen Kluftschacht. Eine 5 m über dem Boden nach Norden abzweigende Strecke ist ebenfalls noch nicht erkundet. Vom Grund der Kammer zieht ein Kriechgang mit starker, auswärtsgerichteter Wetterführung steil abwärts, ehe er nach 5 m in eine Erweiterung übergeht, die unmittelbar in den Deckenbereich der Pyramidenhalle, rund 25 m oberhalb des Balkons, einmündet.

Höhlenplan

Pyramidenhalle und Balkon (220,57 m):
Die Pyramidenhalle ist mit einer Längserstreckung von 90 m, einer maximalen Breite von 50 m und einer Höhe von 40 m nach dem Melker Dom (l=110 m, b=70 m, h=40 m) im Taubenloch am Ötscher (Teil des Ötscherhöhlensystems 1816/6) der zweitgrößte derzeit bekannte Höhlenraum in Niederösterreich.
Die Halle kann über zwei getrennte Eingänge der Höhle (a bzw. b), die in der Folge jeweils nach wenigen Zehnermetern in den Deckenbereich einmünden, betreten werden.
In der östlichen Begrenzungswand mündet am nördlichsten Punkt der Halle ein vom Eingang a erreichbarer, geräumiger Tunnel ein. Einige Meter unterhalb der in einem kleinen blockigen Einschnitt gelegenen Abseilstelle scheuert das Seil am Fels, ein Seilschutz ist an dieser Stelle empfehlenswert. Etwa 20 m tiefer kann man zu einem großen Gangansatz pendeln, der den oberhalb liegenden Tunnel unterlagert. Der 7 m breite und 5 m hohe Gang führt über grobes Blockwerk 16 m weit abwärts. Zwischen der abschließenden Raumbegrenzung und großen Blöcken öffnet sich ein Schachtabstieg, der wegen Steinschlags von oberhalb (aus der Überlagerung bei VP 30) noch nicht befahren wurde. Es kann jedoch vermutet werden, dass der Abstieg in den Deckenbereich des unterlagernden Schwarzen Domes abbricht. Seilt man vom Gangansatz weitere 5 m ab, gelangt man auf einen großen Absatz im nördlichen Abschnitt der Pyramidenhalle. Man kann den mehrere Meter breiten Absatz steil über Blockwerk entlang des Fußes eines nördlich oberhalb befindlichen Vorbaus 13 m weit absteigen (Sicherungs- und Halteseil). Von hier ist es dann einerseits möglich zuerst schräg, dann senkrecht weitere 10 m zum Grund der Halle abzuseilen. Andererseits kann man auf dem Absatz bleiben und auf einem Band um das südliche Ende des Vorbaus queren, um so zu einer Rinne zu gelangen, die sehr steil ansteigend zur rückwärtigen, nördlichen Raumbegrenzung der Pyramidenhalle aufwärtszieht (Seilsicherung empfehlenswert). Nach 8 Schrägmetern kann man an der rechten (östlichen) Seite der Rinne in eine kurze Unterlagerung hinabklettern, an der linken Seite kann über einige Stufen und große Blöcke der sogenannte Balkon erklettert werden. Es ist dies jener Absatz an der nördlichen Seite der Pyramidenhalle, ca. 25 m über deren Grund, der unterhalb der Einmündung der vom Einstieg b herabziehenden Strecke liegt. Nördlich des Aufstieges aus der schluchtartigen Rinne setzt ein Gang an, der sich nach 5 m auf unbefahrbare Ausmaße verjüngt. Der zentrale Bereich des Balkons wird durch einen großen Innenschacht eingenommen. Der 11 m mal max. 6 m messende Schacht weist im westlichen, schmäleren Bereich eine Tiefe von 5 m auf, im Zentrum bricht er weitere 9 m in den großräumigen östlichen Bereich ab. Der Boden besteht aus grobem Blockwerk. Vom Balkon aus lässt sich eine Stufe in der nördlichen Wand der Pyramidenhalle erklettern, von der man in östliche Richtung noch höher die Wand entlang klettern könnte.

Foto: Die Große Pyramide in der Ritzlkesselhöhle (1815/400)

Die Große Pyramide in der Ritzlkesselhöhle (1815/400), Foto: W. Fischer am


Vom Grund der Pyramidenhalle, am Fuß der Abseilstelle, kann man über Bruchschutt etwas Richtung Hallenmitte ansteigen und kommt so zu einem sattelartigen Rücken, der entlang der Breitseite der Halle deren höchstes Bodenniveau darstellt. An der Decke, 41 m über dem zentralen Vermessungspunkt VP 46, setzt ein mittels Laser-Disto eingemessener, 20 m hoher Schlot an, der bei der Einmündung in die Halle etliche Meter Durchmesser aufweist. In östliche Richtung zieht die Halle über zumeist grobes Blockwerk 30 m weit steil abwärts, die Breite am Grund verringert sich dabei von anfangs 30 m auf etwa 6 m beim 14 m tiefer liegenden, östlichen Ende. Hier lagern auch einige zimmergroße Blöcke, die man an der Nordseite umgeht bzw. umklettert. Der Abstieg zum östlichen Hallenende erfolgt am besten vom Grund der Abseilstelle entlang der nördlichen Hallenwand, zuerst über Sedimente und Schutt, wo man nach 15 m auch auf den unscheinbaren Einschlupf (bei VP 119) in die kleinräumige Zustiegsstrecke zum Schwarzen Dom trifft.
In westliche Richtung fällt die Halle vom Rücken (bei VP 46) 50 m weit zu ihrem 24 Höhenmeter unterhalb liegenden, tiefsten Bereich ab. Der Boden besteht meist aus grobem Blockwerk mit einigen zimmer- bzw. hausgroßen Blöcken. Der markanteste Block, die sogenannte Große Pyramide lagert im zentralen Bereich der Halle, 15 m SW des VP 46.
Der Block ähnelt einer vierseitigen Pyramide mit etwa 8 m Seitenlänge und einer Höhe von knapp 10 m, gemessen von der Basis an der Westseite bis zur Spitze. Der Abstieg in den westlichen Teil der Halle erfolgt am besten über eine steile Schuttrutsche zwischen der Nordseite der Großen Pyramide und der nördlichen Hallenwand. Vom tiefstgelegenen Teil der Halle, der sich über die gesamte Breite erstreckt, kann man über einen Schutt- und Blockkegel 8 Höhenmeter westwärts aufsteigen. Der höchstgelegene Bereich des Schuttkegels stellt zugleich das westliche Ende der Pyramidenhalle dar. Die Raumhöhe sinkt hier von zuvor durchschnittlich 30-40 m auf 8 m, die Breite verringert sich in der Folge abrupt von zuletzt 26 m auf 13 m. Ein nach Westen steil abwärtsziehender Tunnel stellt die Fortsetzung aus der Halle dar.
Im Sediment der Pyramidenhalle befinden sich größere Mengen an Fledermausknochen, eine nähere Bestimmung erfolgte bisher noch nicht.

Schwarzer Dom (112,73 m):
Der Höhlenteil des Schwarzen Domes setzt im Ostteil der Pyramidenhalle (bei VP 119), an deren nördlicher Raumbegrenzung an, und unterlagert in den Randbereichen die Halle, von der er hier teils nur durch Blockwerk getrennt sein dürfte.
Nach einer kurzen Kriechstelle gelangt man von der Pyramidenhalle in eine quer verlaufende, schmale, mehrere Meter hohe Kluftstrecke. Nach rechts (östlich) mündet diese abermals in die Halle aus, nach links befindet sich nach wenigen Metern eine 2 m hohe Stufe, die nach einem schmalen Grat 3 m tief in die weiterziehende Kluft abbricht. Unmittelbar unterhalb des Abbruchs öffnet sich im Boden ein Schachtansatz, der den Zustieg zum Schwarzen Dom vermittelt. Die Kluftstrecke selbst gabelt sich nach 5 m; der abfallende rechte Ast endet nach weiteren 2 m schlufartig bei einer kleinen Wasseransammlung, der linke, bislang unerforschte Zweig setzt sich im Deckenbereich oberhalb einer ca. 4 m hohen Stufe weiter aufwärts fort.
Die Schachtöffnung unterhalb des Grates leitet 6 m tief in eine brunnenartige Erweiterung mit etwa 2 m Durchmesser hinab. Von kleinen Absätzen 2 m über dem Grund zweigen einige Fortsetzungen ab: Südlich befindet sich ein 5 m langer, westwärts ziehender Schluf, der hauptsächlich von groben Blöcken begrenzt wird. An der Westseite ist ein schmaler, 4,5 m tiefer Blindschacht angegliedert. Nördlich wird über kleine Stufen aufsteigend nach einem niederen Durchgang unvermittelt der Schwarze Dom erreicht.
Man befindet sich auf einem 5 m mal 2,5 m messenden Absatz mit Lehmboden, der 8 m tief zum nördlich gelegenen Grund des Schwarzen Domes abbricht. An der Westseite des Absatzes setzen einerseits eine unbefahrbar enge Verbindung zu der zuvor beschriebenen Kluftstrecke an, wo sie bei VP 121 einmündet, sowie andererseits ein nach 3 m endendes, enges Gangstück. An der östlichen Begrenzung befindet sich eine SO-NW verlaufende Canyonstrecke, die hier im Deckenbereich angeschnitten wird und an der NW-Seite in den Schwarzen Dom mündet. Von der SO-Ecke des Absatzes kann man anfangs engräumig 9 m tief zu einem Zwischenboden des Canyons (bei VP 135) abseilen. Quert man auf einem Band Richtung SO, kommt man nach 6 m zu einer Erweiterung, wo die Strecke 13 m tief in einen Schachtraum abbricht. Der Raum ist bis 3 m breit und fällt über grobes Blockwerk 8 m weit in nördliche Richtung ab. In südöstliche Richtung kommt man zwischen Blöcken in eine 5 m lange, 2 m hohe, fortsetzungslose Versturzkammer, welche die Pyramidenhalle unterlagert. Hält man sich im Canyon vom VP 135 in nordwestliche Richtung, erreicht man, einige Bodenöffnungen übersteigend, nach wenigen Metern die Ausmündung der Strecke in den Schwarzen Dom. Die Gesamthöhe des Canyons beträgt hier etwa 15 m, wobei die Decke 3,5 m über dem oben beschriebenen Absatz liegt, der mittlere Bereich unbefahrbar schmal ist und zum Teil durch Blöcke verlegt wird und der Grund des Canyons in einem Einschnitt 5 m unter dem Bodenniveau des Schwarzen Domes liegt. Durch zwei enge Bodenöffnungen ist es von hier noch möglich, in einen 4 m weit abwärtsziehenden, schmalen Gang zu gelangen.
Der 7 m mal 4 m messende Grund des Schwarzen Domes ist am besten durch Abseilen an der östlichen Begrenzung des Absatzes, entlang der Ausmündung des Canyons, erreichbar. Am ebenen Felsboden lagern etliche größere Blöcke, ein bescheidenes Tropfwassergerinne verschwindet in einem kleinen Bodenspalt. Interessant ist die Färbung des Gesteines: An der südlichen Begrenzung ist der Fels lehmfarbig, am Grund nahezu reinweiß und an der nördlichen Begrenzung herrscht eine auffällige Schwärzung vor. Die Raumhöhe dürfte etwa 25 bis 30 Meter betragen und im Deckenbereich besteht möglicherweise eine Verbindung zu der überlagernden Strecke bei VP 44.

Kleine Pyramide - Wasserfallschacht - Tiefster Punkt (134,64 m):
Vom Westende der Pyramidenhalle zieht ein anfangs 13 m breiter und durchschnittlich 5 m hoher Tunnel schmäler werdend über Blockwerk sehr steil in westliche Richtung weiter abwärts. Nach 25 m erreicht man eine ebene Erweiterung, wo ein weiterer pyramidenförmiger Block, die sogenannte Kleine Pyramide, lagert und fast die gesamte Gangbreite einnimmt. Die Kleine Pyramide ähnelt einer dreiseitigen Pyramide mit etwa 6,5 m Seitenlänge und einer Höhe von ca. 5 m, wobei die nach NW exponierte Seite stark zerklüftet ist. Die Kleine Pyramide kann entweder in einer schmalen "Randkluft" an der Nordseite oder in einem engen Einschnitt zwischen der Pyramide und einem weiteren, südwärts lagernden Block umgangen werden. Der südwärts anschließende Block ist 6,5 m lang, gut 2 m breit und weist eine horizontale Oberfläche mit zahlreichen kleinen, festgesinterten Steinchen auf, die an der Südseite 5 m tief in eine seitlich, schräg unterhalb angelagerte Raumerweiterung abbricht. An der Westseite ist unter Blöcken hindurchschliefend der Grund der Erweiterung unschwierig erreichbar. Der Schutt- und Sedimentboden geht in zwei engräumige, trichterförmige Abstiege über, die in jeweils 4 m Tiefe verstürzt enden. An der Westseite der Erweiterung setzt in einer schmalen Kluft ein nicht erkletterter, mindestens 10 m hoher Schlot an (Fortsetzung möglich), an der Ostseite befindet sich noch ein knapp 4 m langer Schluf.
Westlich der Kleinen Pyramide überwindet der 3,5 m breite Gang eine Schwelle mit lehmigem Boden und geht danach in eine steil abfallende Strecke über, die nach 4 m in den 33 m tiefen Wasserfallschacht abbricht. Unmittelbar vor dem Abbruch in den Wasserfallschacht befindet sich an der linken (südlichen) Raumbegrenzung hinter einem großen Block ein etwas gestufter, insgesamt 10 m tiefer Abstieg in eine Blockkammer. Die fortsetzungslose, westwärts abfallende Kammer ist 5 m hoch, 8 m lang und bis 4 m breit. Der Boden besteht aus lehmigen Sedimenten, Schutt und Blockwerk.
Der anfangs im Querschnitt 10 m mal 5 m messende Wasserfallschacht setzt sich als Schlot nach oben hin etwa 15 m weit fort, wo er verjüngt zu einem schmalen Kluftschlot mit Naturbrücke weiter nach oben zieht. In dieser Höhe dringt an der Westseite aus einem Canyonansatz ein Gerinne ein, das sich mit einer Schüttung von ca. 0,5 Liter pro Sekunde in den Schacht ergießt. Im Verlauf des 33 m tiefen Abstieges verjüngt sich der Schacht auf ca. 3 m im Durchmesser, in halber Tiefe weist er an der Westseite einen kleinen Absatz auf, zum Grund hin wird er wieder geräumiger. Der 8 m durchmessende, blockbedeckte Schachtgrund besitzt einen engräumigen, 3 m tiefen Abstieg an dessen Grund das Gerinne zwischen Blöcken in einem Schluf verschwindet. Eventuell könnte man hier noch weiter vordringen, es ist allerdings keine Wetterführung vorhanden.

Erforschung und Vermessung: Die Höhle (Eingang a) wurde am von W. Fischer entdeckt und bis zum ersten Abstieg erkundet. Der obere Einstieg (b) wurde am - ebenfalls durch W. Fischer - aufgefunden. Die Erforschung und Vermessung wurde in den Jahren 2013 und 2014 laut untenstehender Chronik durchgeführt.

Datum Teilnehmer Vermessungsziel Neu zur GL
Thomas Gundacker, Walter Fischer, Wolfgang Fahrenberger, Wilhelm Morgenbesser, Elena Chevelcha, Gabriel Gomes Müller Eingangskluft (Eingang a, Obere Etage, erster Abstieg in die mittlere Etage, abfallender Teil der unteren Etage) 67,70 m
Thomas Gundacker, Walter Fischer, Elena Chevelcha, Gabriel Gomes Müller Eingangskluft (Zweiter Abstieg in die mittlere Etage, Firstcanyon) 31,69 m
Gruppe 1: Christian Gegenhuber, Walter Fischer Eingangskluft (Untere Etage bis zum Abbruch in die Pyramidenhalle, inkl. Unterlagerung) 36,50 m
Gruppe 2: Eckart Herrmann, Katharina Bürger, Thomas Gundacker Abstieg in die Pyramidenhalle, Unterlagerung im Verlauf des Abstieges 65,55 m
Reinhard u. Walter Fischer, Christian Gegenhuber Pyramidenhalle, Tunnel bis Abbruch in den Wasserfallschacht 160,67 m
Katharina Bürger, Thomas Gundacker Oberer Einstieg b bis Einmündung in die Pyramidenhalle 69,64 m
Gruppe 1: Eckart Herrmann, Peter Kalsner, Reinhard Fischer Verbindung oberer Einstieg - Pyramidenhalle, Balkon, Wasserfallschacht inkl. Seitenstrecken, tiefster Punkt 126,37 m
Gruppe 2: Christian Gegenhuber, Walter Fischer Schwarzer Dom 54,33 m
Peter Kalsner, Reinhard Fischer
Walter Fischer
Canyonfortsetzung Schwarzer Dom
Entwurfszeichnung in der Pyramidenhalle
58,40 m
Christian Gegenhuber, Walter Fischer Eingangskluft - untere Etage, Erkletterung einer schmalen Kluftstrecke 17,19 m
Katharina Bürger, Thomas Gundacker, Walid Labaky
Walter Fischer
Seitenstrecken am Balkon in der Pyramidenhalle
Entwurfszeichnung in der Pyramidenhalle
12,97 m

Foto: Wasserfallschacht in der Ritzlkesselhöhle (1815/400)

Wasserfallschacht in der Ritzlkesselhöhle (1815/400), Foto: R. Fischer am


Mögliche Fortsetzungen:
Nachfolgend sind jene Stellen aufgelistet und bewertet, die am Höhlenplan mit einem Fragezeichen versehen wurden.
Unerwartete Entdeckung:
"Neue Höhle am Dürrenstein" - nach immerhin bereits knapp 400 Höhlen im Katastergebiet 1815 war dies eine erfreuliche, aber erst einmal nicht allzu ungewöhnliche Nachricht von Walter im Sommer 2013. Auch als er eine Woche später mit "Noch eine Neue! - Schacht entdeckt, Tiefe ca. 20 m, geräumig" nachlegt, herrscht Gelassenheit vor, sind doch die allermeisten Höhlen in der Gegend nur einige Meter tief. Der bereits zuvor gefasste Plan, uns wiedermal für ein Wochenende auf der Ybbstalerhütte einzuquartieren - nicht zuletzt, um die neuen Hüttenpächter mit der Höhlenforschung bekannt zu machen und unser Plätzchen zwischen Wanderern, Jägern und Förstern zu behalten - wird jedoch für eine erste Erkundung genützt. Es lässt sich aber noch nicht erahnen, dass uns bereits am ersten Tag unserer Forschungstour eine ganz besondere Entdeckung erwartet.
Bei dieser Gelegenheit wollen wir auch gleich ein paar Höhlenneulinge mit dem Gebiet vertraut machen - neben den altgedienten Dürrensteinforschern begleiten uns noch zwei Leobner Studenten aus Brasilien und Russland.
Der schöne und nicht sehr schwierige Zustieg zu der neuen Höhle ist bereits ein tolles Erlebnis für sie. Nach kurzer Rast beim unteren Eingang beginnen wir gleich mit der Vermessungstätigkeit, und arbeiten uns langsam in die Höhle vor, die gleich in den ersten Metern schon Interessantes zu bieten hat - ein wenig Kriechen, den Firstcanyon entlangspreizen, einige Meter abklettern, dann auch gleich eine Abseilstelle in wesentlich größere Bereiche - langweilig wird uns jedenfalls nicht an den ersten beiden Forschungstagen. Am Abend überwinden die neuen Pächter der Ybbstalerhütte glücklicherweise schnell unangenehme Erinnerungen (War da nicht irgendwas mit einer allzu schwierigen Höhlenführerprüfung?) und umsorgen uns wie gewohnt mit allerlei Köstlichkeiten und Bier. Die große Überraschung des Forschungswochenendes bildet jedoch ein riesiges schwarzes Loch in der Höhlenwand. Obwohl wir alle unsere alten Höhlenlampen auf vollste Stärke stellen, bleibt es schwarz!
Leider reicht das Seil dann nur mehr für eine kurze Abseilfahrt bis zu einem ca. 20 m tiefer liegenden Gangansatz - was wir von hier aus sehen bietet trotzdem einen guten Vorgeschmack der beeindruckenden Dimensionen der riesigen Halle die wir angefahren haben.
Zwei Wochen später kommen wir wieder, um die Vermessung der Eingangskluft abzuschließen und uns endlich die große Halle "vorzunehmen". Erste Felsblöcke werden eingemessen, und die nun sogenannte Pyramidenhalle einmal umrundet, wobei die Fortsetzungen Richtung Schwarzer Dom und zur Kleinen Pyramide erreicht werden. Der namensgebende Felsblock, die Große Pyramide in der Mitte der Halle wird untersucht und ausgiebig fotografiert.
Im September geht's mit der Erforschung des oberen Einstiegs weiter. Schnell ist ein Fledermausdetektor aufgestellt, und das Seil um eine große Fichte gebunden. Großräumig geht's erst in einen verblockten Schacht, aber zum Glück kann man durch ein Seitenfenster in eine unterlagernde Kammer abklettern. Da wir uns wahrscheinlich nicht mehr weit von der Decke der Pyramidenhalle entfernt befinden, kriechen wir angeseilt weiter - und tatsächlich, nach wenigen Metern finden die Füße keinen Boden mehr. Auf einem Felsvorsprung sitzend wird ein Spit geschlagen, und schon hängt man wie eine Spinne von der Hallendecke. Da die Zeit schon wieder sehr fortgeschritten ist, wird vor dem Rückzug noch schnell bis zu einem Absatz abgeseilt. Am Abend gibt's dann noch einen Spontanvortrag über Höhlen für die Hüttengäste. Leider erreicht die Motivation auf Grund starken Regens am nächsten Tag einen Tiefpunkt. Wir beschließen, nur den Fledermausdetektor einzusammeln und dann wieder heim zu fahren.
Der Besuch eines Höhlenforschers aus dem Libanon lässt uns an einem Wochenende im Oktober 2014 einen Umweg über die Gamsbleamlhöhle (den Höhlensee muss man schließlich einmal gesehen haben) zur Ybbstalerhütte nehmen. Am nächsten Tag erforschen wir Seitenstrecken hoch über dem Grund der Pyramidenhalle. Es gelingt, bis auf den Balkon und sogar weiter auf eine Wandstufe zu klettern. Walter verbringt den ganzen Tag mit Zeichnen, um dann zu realisieren, dass detailgenaues darstellen der Lage aller (!) Blöcke in der Pyramidenhalle doch ein wenig zu lange dauern würde.

Literatur:
Internet: