Einleitung: Nach den, in den HKM 11-12/2012 beschriebenen, ersten vier der zumeist schwer zugänglichen, von Ch. Gegenhuber in der Seetal-Ostflanke aufgefundenen Höhlen, werden in diesem Bericht zwei weitere Objekte im Bereich des "Totenlochs" beschrieben. Die Geländebezeichnung "Totenloch" bezieht sich auf einen von der Durchlaßalm (1497 m) zum Seetal herabziehenden, steilen, felsigen Graben und steht auch mit einer Sage in Bezug (siehe Fielhauer, H. u. H., 1975, Sage Nr. 603):

Beim Durchlaß-Reiser ist so a Höhln, das Totenloch. Dort hat einmal hoch über der Höhln a Riese gewohnt. Der hat mit einer Schwoagarin a Kind ghabt. Weil er's nit mögen hat, das Kind, hat er's in die Höhln owighaut, seither heißt die Höhln das Totenloch. Damals hat der Dürnsteingletscher noch ganz heruntergereicht. Die Schwoagarin hat nun, weil ihr der Ries das Kind umbracht hat, so viel gweint, daß der ganze Gletscher abgschmolzen ist, und aus seinem Wasser ist der Lunzer See entstanden.

Im Gebiet des "Totenlochs" wurden von Ch. Gegenhuber etliche weitere Kleinhöhlen aufgefunden und erkundet, die jedoch aufgrund der schwierigen Zugänglichkeit bislang nicht bearbeitet wurden.

Zustieg: Vom Schloss Seehof (Kote 618) geht man die Forststraße (= markierter Wanderweg) ins Seetal Richtung Obersee. In etwa 770 m Seehöhe verlässt man die Forststraße, ca. 100 m vor Erreichen des Mittersees, in den anfangs weglosen, steil nach Osten ansteigenden Waldhang. Ein alter Jagdsteig zieht hier in engen Serpentinen den felsdurchsetzten Hang aufwärts und mündet einerseits in ca. 940 m Seehöhe in ein südlich gelegenes, bis fast zum Mittersee hinabziehendes Schuttkar. Andererseits quert er von hier den Waldhang in nördliche Richtung (talauswärts), vorbei an einer Salzlecke, und wendet sich schließlich nach NO zum Fuß der Abstürze vom Scheiblingstein-Plateau. Die beiden Höhlen liegen im Bereich eines steilen Felsgrabens, der von der Durchlaßalm bis ins Seetal herab reicht. Die Totenlochfuge öffnet sich am Wandfuß auf einem baumbestandenen Vorbau etwa 35 m südlich der Tiefenlinie des Grabens. Der Vorbau ist über eine Steilrinne mit einer leichten Kletterstelle am Beginn erreichbar. Um zur Totenlochhöhle zu gelangen, quert man oberhalb der Totenlochfuge in den Graben und steigt über grobes Blockwerk sehr steil etwa 80 Höhenmeter auf. Der Eingang der Totenlochhöhle öffnet sich in der orographisch linken (südlichen), felsdurchsetzten Flanke des Grabens, etwa 15 Höhenmeter über der Tiefenlinie. Er ist von der Grabensohle aus sichtbar und in leichter Kletterei zugänglich.

Totenlochfuge (1815/414)

Basisdaten: L 5 m, H +3 m, B 8 m, HE 10 m, Sh 1020 m, ÖK71.
Lage: In der orogr. rechten Steilflanke des Seetales bei Lunz am See, ca. 450 m ONO des Mittersees.
Beschreibung: Vom 8 m breiten, 1 m hohen, im steil ansteigenden Wandfuß gelegenen Portal, zieht eine gestufte Felsplatte 5 m schräg aufwärts. Die maximale Raumhöhe wird im Mittelteil der Fuge mit 1,5 m erreicht. Knapp innerhalb der Trauflinie befindet sich Gämsenlosung.

Totenlochhöhle (1815/415)

Basisdaten: L 25 m, H +2 m, HE 23 m, Sh 1110 m, ÖK71.
Lage: In der orogr. rechten Steilflanke des Seetales bei Lunz am See, ca. 500 m ONO des Mittersees.
Beschreibung: Der knapp 2 m breite und 2,5 m hohe, SW-schauende Eingang wird unmittelbar hinter der Trauflinie durch ein an der nördlichen Raumbegrenzung lagerndes Felspaket auf eine Breite von 1 m verengt. An den Eingang schließt ein rechteckiger, etwa 6 m x 4 m messender Raum mit einer Höhe von 2,5 m an. Die Südecke des Raumes ist durch Karren zerfurcht. Am Boden befindet sich überwiegend Gämsenlosung, beim Durchgang zum nächsten Raum trifft man auf Bruchschutt und Blockwerk. Etwas ansteigend leitet der 1 m hohe und ebenso breite Durchgang in den zweiten Raum, die sogenannte Damokleskammer, die eine Grundfläche von 5 m x 5 m aufweist und bis 2 m hoch ist. Im Zentrum des Raumes ragt von der Decke eine Felskulisse gut 1 m weit herab und vermittelt so den Eindruck eines Pfeilers bzw. eines Rundganges. Der Boden ist großteils mit Blöcken bedeckt, in einer Nische an der nördlichen Raumbegrenzung lagern Tierknochen. Ein ostwärts weiterziehender Kriechgang verjüngt sich nach wenigen Metern zu einem Schluf, der nach Überwindung eines Sinterwalls mit einer kleinen Stufe in die Endkammer abbricht. Die Endkammer ist 3 m lang, max. 1,5 m breit und bis 2 m hoch. Neben grobem Blockwerk befinden sich auch hier etliche Knochen. Aus einer kleinen Spalte tritt ein bescheidenes Gerinne ein und verschwindet gleich darauf im Bodenblockwerk.

Erforschung und Vermessung: Die Totenlochfuge wurde am , die Totenlochhöhle am von Ch. Gegenhuber aufgefunden. Die Vermessung erfolgte am durch Ch. Gegenhuber und W. Fischer.

Literatur: