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Artikel in HKM 11-12/2012:

Höhlen in der Seetal-Ostflanke bei Lunz (Teilgruppe 1815)

von Christian Gegenhuber und Walter Fischer

Einleitung: Das Seetal bei Lunz am See, das vom Lunzer See über Mittersee und Obersee in südliche Richtung zum zentralen Verbindungsteil des eben durch jenes Tal in ein westliches und östliches Hochplateau geteilten Dürrensteinmassivs zieht, gilt oberflächlich betrachtet als höhlenkundlich gut erforscht. Sowohl in der westlichen als auch in der östlichen Flanke des Seetales sind zahlreiche Höhlen katastermäßig erfaßt, wobei die weitaus bedeutenderen Höhlen zur Zeit in der Westflanke zu finden sind. Die Ostflanke, durch von Scheiblingstein (1622 m), Bärenleitenkogel (1635 m) und Hochreiserkogel (1484 m) sehr steil und unwirtlich abbrechende Hänge und den charakteristisch fallenden Schichten des Dachsteinkalkes geprägt, wird zwar von zahlreichen alten Jagdsteigen durchzogen, von Höhlenforschern aber bisher eher stiefmütterlich behandelt. Christian Gegenhuber hat es sich nun zum Ziel gesetzt, einerseits den alten Pfaden minutiös zu folgen und andererseits auch die angrenzenden, meist exponierten Steilhänge systematisch zu begehen und dabei speziell auf das Vorhandensein von Höhlen zu achten. Wie sich zeigte, gelang dabei auch sehr schnell die Auffindung von bislang unbekannten Objekten, von denen die ersten vier gemeinsam mit Walter Fischer bearbeitet wurden und nachfolgend beschrieben sind.

Hackermauernkluft (1815/388)

Basisdaten: L 19 m, H +10 m, HE 21 m, Sh 950 m, ÖK71.
Lage: Im vorderen Bereich der Ostflanke des Seetales bei Lunz am See (Hackermauern), etwa 650 m OSO der Kote 632.
Zustieg: Vom Schloss Seehof (Kote 618) geht man den markierten Wanderweg ins Seetal Richtung Obersee. In etwa 680 m Seehöhe verläßt man den markierten Weg (= Forststraße) und steigt weglos ca. 220 Höhenmeter in östliche Richtung zum Fuß der Hackermauern auf. In einem steilen Einschnitt (nördlich befindet sich hier die Hackermauern-Ausbruchshöhle 1815/7, Sh 900 m) zwischen hohen Felswänden weiter bis in ca. 930 m Seehöhe aufsteigend und anschließend am Fuß von niederen Felsbildungen nach SW querend, erreicht man in einem Felswinkel nach etwa 70 m die Hackermauernkluft.
Beschreibung: In den unter etwa 45° einfallenden Schichten öffnet sich entlang einer senkrecht stehenden Kluft der Eingang zu dieser Höhle. Der eingangsnahe, etwa 8 m breite und bis zu 14 m hohe Bereich wird durch ausgebrochene Schichtpakete geprägt und erstreckt sich 5 m bergwärts. Durch die schräge Lage im Hang und die Position in einem Felswinkel ergibt sich der Eindruck einer großen Halbhöhle, die über meterhohe Abstürze zum tieferliegenden Teil abbricht. Entlang der in leichter Kletterei erreichbaren, raumbestimmenden, NW-SO verlaufenden Kluft kann jedoch weiter vorgedrungen werden. Diese bricht gut 5 m innerhalb der Trauflinie knapp 3 m tief in eine schräg gestellte, bis 6 m hohe und 3 m breite Kluft ab, die an der NO-Wand in halber Höhe auf schmalen Simsen traversiert werden kann. Der tieferliegende Boden besteht aus trockenen, sandigen Sedimenten und Gemsenlosung. Nach 5 m befindet sich ein Wall aus übereinandergetürmten bzw. aneinandergereihten Gesteinsschichten, der vom Gesimse aus in 2,5 m Höhe erkletterbar ist und in einen 3 m langen Kriechgang leitet. Der Deckenbereich der Kluftstrecke ist durch üppige Knöpfchensinterbildungen gekennzeichnet, am Boden lagert im Endbereich Bruchschutt.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung und Vermessung erfolgte am 26.5.2012 durch Ch. Gegenhuber und W. Fischer. Die Einritzung der Teilgruppennummer "1815" in der Höhlenwand zeugt von früherer, höhlenkundlich versierter Begehung.

Plattenloch (1815/389)

Basisdaten: L 10 m, H +3 m, HE 10 m, Sh 1020 m, ÖK71.
Lage: Im vorderen Bereich der Ostflanke des Seetales bei Lunz am See, in den sogenannten "Platten", etwa 950 m SO der Kote 632.
Zustieg: Vom Schloss Seehof (Kote 618) geht man den markierten Wanderweg ins Seetal Richtung Obersee. In etwa 700 m Seehöhe verläßt man den markierten Weg (= Forststraße) auf einen linkerhand abzweigenden Karrenweg und folgt diesem bis in ca. 760 m Seehöhe zur Trasse der zum Kraftwerk führenden Wasserleitung. Von hier entlang eines Schuttfeldes in Falllinie aufsteigend, kommt man nach 150 Höhenmetern zu den sperrenden Felswänden der "Platten". Die 25 m hohe Stufe kann entweder direkt erklettert werden (Schwierigkeit I bis II) oder links bzw. rechts durch felsdurchsetztes Steilgelände umgangen werden, wobei Windwurf die Begehung erschwert. Der weitere Aufstieg erfolgt durch Querung entlang des Fußes der nächsthöheren Plattenwand nach Norden und hier, sobald möglich im steilen Waldhang weiter aufsteigend. Eine 5 m hohe, senkrechte Wandstufe wird in einem kleinen Einschnitt mit Hilfe von alten Versicherungen (Eisengeländer) überwunden. Oberhalb der Stufe nach Süden entlang eines Jagdsteiges aufwärts querend, kann man anschließend in leichter Kletterei am Südrand der "Platten" in Falllinie Richtung Osten aufwärts die Höhle am Übergang zwischen teilweise schuttbedecktem Plattenhang und latschendurchsetztem Steilhang erreichen.
Beschreibung: Es handelt sich um einen durchschnittlich 3 m breiten und knapp 1,5 m hohen Schichtfugengang, der in südöstliche Richtung ansteigend bergwärts zieht. Entlang der nordöstlichen Raumbegrenzung befindet sich eine ansteigende Felsplatte, sowie knapp innerhalb der Trauflinie eine durch Blockwerk zusätzlich verengte, unschliefbare Tagöffnung. Der Boden besteht hauptsächlich aus sandigen Sedimenten und etwas Bruchschutt. Am Tag der Vermessung konnte im hinteren Drittel eine Kleine Hufeisennase beobachtet werden, die allerdings umgehend das Weite suchte.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 25.6.2012 von Ch. Gegenhuber aufgefunden. Die Vermessung erfolgte am 8.9.2012 durch Ch. Gegenhuber und W. Fischer.

Grafensteighöhle (1815/390)

Basisdaten: L 8 m, H +2 m, HE 8 m, Sh 1030 m, ÖK71.
Lage: Im vorderen Bereich der Ostflanke des Seetales bei Lunz am See, südlich der sogenannten "Platten", etwa 1080 m SO der Kote 632.
Zustieg: Vom Schloss Seehof (Kote 618) geht man den markierten Wanderweg ins Seetal Richtung Obersee. In etwa 700 m Seehöhe verläßt man den markierten Weg (= Forststraße) auf einen linkerhand abzweigenden Karrenweg und folgt diesem bis in ca. 760 m Seehöhe zur Trasse der zum Kraftwerk führenden Wasserleitung. Von hier entlang eines Schuttfeldes in Falllinie aufsteigend, kommt man nach 150 Höhenmetern zu den sperrenden Felswänden der "Platten". Die 25 m hohe Stufe kann entweder direkt erklettert werden (Schwierigkeit I bis II) oder links bzw. rechts durch felsdurchsetztes Steilgelände umgangen werden, wobei Windwurf die Begehung erschwert. Der weitere Aufstieg erfolgt durch Querung entlang des Fußes der nächsthöheren Plattenwand nach Norden und hier, sobald möglich im steilen Waldhang weiter aufsteigend. Eine 5 m hohe, senkrechte Wandstufe wird in einem kleinen Einschnitt mit Hilfe von alten Versicherungen (Eisengeländer) überwunden. Oberhalb der Stufe nach Süden entlang eines Jagdsteiges aufwärts querend, wird die felsige Zone der "Platten" traversiert und weiter steil nach Süden aufsteigend eine markante, W-O ansteigende Rinne erreicht, die den weiteren Verlauf des ehemaligen Steiges auf die Hochfläche des Scheiblingsteins darstellt. An geeigneter Stelle wird die Steilrinne gequert und der anschließende, sich südwärts erstreckende Absatz erreicht, in dem sich nach gut 50 m der aufwärtsziehende Einschnitt zur Grafensteighöhle befindet.
Beschreibung: Eine unter 45° ansteigende, durchschnittlich 2 m breite, schluchtartige Rinne führt nach 15 m zum eigentlichen, 5 m hohen Höhleneingang aufwärts. Vom Beginn des 1,5&xnbsp;m breiten Eingangs zieht die Strecke leicht ansteigend über Sedimente, Bruchschutt und Blockwerk bergwärts. Die Raumhöhe verringert sich dabei auf 1 m beim Höhlenende und die Breite auf 0,6 m.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 25.6.2012 von Ch. Gegenhuber aufgefunden. Die Vermessung erfolgte am 8.9.2012 durch Ch. Gegenhuber und W. Fischer. Die Namensgebung wurde in Anlehnung an die bereits vor Jahrhunderten durch die einstmals gräflichen Grundbesitzer eingerichteten, zum Teil auch durch Einbauten versicherten, Jagdsteige vorgenommen.

Generalstand-Unterstand (1815/391)

Basisdaten: L 14 m, H 5 m (-1 m, +4 m), HE 8 m, Sh 980 m, ÖK71.
Lage: Im mittleren Bereich der Ostflanke des Seetales bei Lunz am See, etwa 380 m OSO der Kote 768 am Nordende des Mittersees.
Zustieg: Vom Schloss Seehof (Kote 618) geht man den markierten Wanderweg ins Seetal Richtung Obersee. In etwa 770 m Seehöhe verläßt man den markierten Weg (= Forststraße), etwa 100 m vor Erreichen des Mittersees in den anfangs weglosen, steil nach Osten ansteigenden Waldhang. Ein alter Jagdsteig zieht hier in engen Serpentinen den felsdurchsetzten Hang aufwärts, um in ca. 940 m Seehöhe (etwas ausgesetzt) in das südlich gelegene, bis fast zum Mittersee hinabziehende Schuttkar einzumünden. Entlang der Schutthalde etwa 40 Höhenmeter weiter aufsteigend und anschließend ein kurzes Stück auf einem Absatz (Wildwechsel) in nördliche Richtung querend, kommt man zu dem am Fuß von Felswänden gelegenen Eingang in den Generalstand-Unterstand ("Generalstand" ist eine alte Geländebezeichnung in diesem Bereich).
Beschreibung: Dem 2 m breiten und gut 1,5 m hohen, schräggestellten Eingang schließt eine Strecke mit annähernd gleichbleibenden Dimensionen an, die nach 4 m in einen bergmilchausgekleideten Schlot sowie in eine durch einen kurzen Schluf erreichbare Kammer übergeht. Der kletterbare, aber engräumige Schlot wird in 4 m Höhe nach einer kleinen Erweiterung auf unschliefbare Ausmaße verengt. Unterhalb des Schlotes führt eine kurze Schlufstrecke in eine 4 m lange, niedere und feuchte Kammer, die durch Bergmilchablagerungen und eindringende Wurzeln geprägt ist. Am Boden befinden sich in den Sedimenten auch Bruchschutt und gröberes Blockwerk sowie eine Anhäufung von Knochen und vor der Schlufstelle auch reichlich Gemsenlosung.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 10.7.2012 von Ch. Gegenhuber aufgefunden. Die Vermessung erfolgte am 22.7.2012 durch Ch. Gegenhuber und W. Fischer.


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