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Artikel in HKM 1-2/2013:

Neue Höhlen zwischen Ofenloch und Obersee (Teilgruppe 1815)

von Reinhard und Walter Fischer

Einleitung:
In Anbetracht der Entdeckungen der Vorjahre, wobei auch zwei Mittelhöhlen zu verzeichnen waren (Mautentalhöhle 1815/375, Verborgener Schacht 1815/380), wurden auch im Jahr 2012 wieder etliche Geländebegehungen in das stark verkarstete und unübersichtliche Gebiet zwischen Ofenloch (1815/13) und Obersee im Dürrensteingebiet bei Lunz am See unternommen. Dabei gelang abermals die Auffindung von einigen Kleinhöhlen sowie einer weiteren Mittelhöhle, dem sogenannten Nirgendwo-Schacht IV (1815/392) mit 53 m Ganglänge. Neben den Verfassern waren Gerald Lerchecker und Christian Gegenhuber in unterschiedlicher Besetzung an den Fahrten beteiligt.

Zustieg:
Der Zustieg in das Gebiet östlich des Ofenlochs ist im Bericht zur Mautentalhöhle (1815/375) ausführlich beschrieben (siehe HKM 11-12/2011). Der Nirgendwo-Schacht IV (1815/392) und die Nirgendwo-Kammer (1815/393) liegen im Mautental, welches West-Ost verlaufend vom Ofenloch herabzieht. Wo sich das Mautental in einer Seehöhe von 1300 m verflacht, befindet sich etwa 30 m nördlich der Tiefenlinie am Westrand eines Karrenfeldes der Einstieg in den Nirgendwo-Schacht IV (1815/392). Südlich des zentralen Bereiches der etwa 150 m langen Verflachung öffnet sich in der zerfurchten, ansteigenden Flanke die Nirgendwo-Kammer (1815/393). Die beiden weiteren Höhlen, Ritzlkesselkriechgang (1815/394) und Ritzlkesselkluft (1815/395) liegen etwas höher, am Nordrand des sogenannten Ritzlkessels, der den unteren Abschluss des vom Sattel zwischen "Hansl" und Roßeck (1661 m) herabziehenden Ritzltales darstellt. Die Karstmulde des Ritzlkessels liegt etwa 300 m SSW der Verflachung im Mautental und ist von diesem durch Aufstieg entlang eines Jagdsteiges in einer grabenartigen Rinne erreichbar. Beim Übergang in den Ritzlkessel, knapp südlich der Geländekante, öffnet sich ca. 40 m westlich vom Jagdsteig der Ritzlkesselkriechgang (1815/394) an der Nordseite eines kleinen Rückens. Die Ritzlkesselkluft (1815/395) liegt knapp 30 m südlich davon, am Südrand eines kleinen Karrenfeldes.

Neue Höhlen:

Nirgendwo-Schacht IV (1815/392)
Basisdaten: L 53 m, H 26 m (-25,5 m, +0,5 m), HE 23 m, Sh 1310 m, ÖK71.
Lage: Der Einstieg befindet sich in der orographisch linken Seite, im Verlauf einer Verflachung des Mautentales, ca. 850 m SO der Kote 1394 auf der Seekopfalm im Dürrensteingebiet, etwa 130 m NNO der Nirgendwo-Schächte I und II (1815/359 und 360, siehe HKM 11/2008) sowie ca. 120 m OSO vom Nirgendwo-Schacht III (1815/383, siehe HKM 3-4/2012).
Beschreibung: Vom knapp 1,5 m mal 1 m messenden Einstieg führt eine erdige Steilstrecke nach 2 m zu einem 5 m tiefen Schacht mit 1,5 m Durchmesser. Unmittelbar oberhalb des Abbruchs setzt hinter einer Felsrippe ein in nordwestliche Richtung mit einigen Biegungen aufwärts ziehender Canyonschluf an. Die knapp 1 m hohe und max. 0,5 m breite Strecke wurde etwa 10 m weit verfolgt, die weitere Erkundung und Vermessung aufgrund der Engräumigkeit jedoch abgebrochen. Schlufspezialisten können hier sicher noch weiter vordringen. Am blockbedeckten Grund des Schachtes konnte nach Wegräumen einiger Blöcke eine weitere Schlufstrecke zugänglich gemacht werden. Zuerst über erdige Sedimente etwas abwärts und weiter an einem großen, wackeligen Block vorbeischliefend, gelangt man nach 4 m zu einer bescheidenen Erweiterung an einer unschliefbaren Querkluft. Die Sohle tieft sich hier schlüssellochartig, aber unbefahrbar schmal ein und bricht in den nächsten 5 m tiefen Schachtraum ab. Zugänglich ist dieser durch den sehr engen Firstbereich des Canyons, der in den Deckenbereich mündet (Spit). Am blockbedeckten Grund setzt an der Nordostecke ein 15 m tiefer, anfangs äußerst engräumiger Schrägschacht an (Spit), der in einen Schlotraum mit 2 m Durchmesser abbricht (tiefster Punkt). An der nördlichen Raumbegrenzung ansetzende Spalten sind unbefahrbar eng, ostwärts zieht oberhalb einer 3,5 m hohen Stufe ein bis 2,5 m hoher Kluftgang noch 5 m weiter, ehe er abfallend und niedriger werdend ebenfalls unschliefbar endet. Der Boden besteht im Schlotraum aus Blockwerk, im Kluftgang sind auch Sedimente anzutreffen.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 7.6.2012 durch Gerald Lerchecker und Walter Fischer aufgefunden. Die Erforschung und Vermessung erfolgte am 10.6. und am 24.6.2012 durch Reinhard und Walter Fischer.

Nirgendwo-Kammer (1815/393)
Basisdaten: L 6 m, H -3 m, HE 5 m, Sh 1315 m, ÖK71.
Lage: Die Höhle liegt in einer kleinen, grabenartigen Einsenkung im unübersichtlichen Gelände im Verlauf des Mautentales, ca. 870 m SO der Kote 1394 auf der Seekopfalm im Dürrensteingebiet, etwa 40 m NNW der Nirgendwo-Schächte I und II (1815/359 und 360, siehe HKM 11/2008) sowie ca. 110 m SW vom Nirgendwo-Schacht IV (1815/392).
Beschreibung: Vom kleinen Einschlupf am Fuß einer niederen Stufe klettert man über Versturzblöcke 2 m tief in eine Kammer mit grobem Blockboden hinab. Die maximal 2,5 m hohe und 1,5 m breite Kammer zieht 5 m in Richtung NNO und weist beim Ende nur noch 1 m Raumhöhe auf. An der linken, westlichen Raumbegrenzung befindet sich der Ansatz eines Canyons, der jedoch mit Blockwerk zur Gänze verfüllt ist (tiefster Punkt).
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 18.8.2012 durch Christian Gegenhuber aufgefunden und erkundet. Die Vermessung erfolgte am 25.8.2012 durch Christian Gegenhuber und Walter Fischer.

Ritzlkesselkriechgang (1815/394)
Basisdaten: L 15 m, H 1,5 m (-1 m, +0,5 m), HE 11 m, Sh 1370 m, ÖK71.
Lage: Der Eingang öffnet sich in einer niederen Stufe am Nordrand des Ritzlkessels, der das untere Ende des Ritzltales darstellt, ca. 950 m SSO der Kote 1394 auf der Seekopfalm im Dürrensteingebiet, etwa 210 m OSO der Mautentalhöhle (1815/375, siehe HKM 11-12/2011).
Beschreibung: Vom knapp 1 m hohen und 0,5 m breiten Eingang zieht der Kriechgang mit anfangs zunehmenden Dimensionen in südwestliche Richtung. Nach 3 m fällt die blockbedeckte Sohle etwas ab und die Ausmaße verengen sich zu einem Schluf, der nach weiteren 3 m in einen 1,5 m hohen Gang mündet. Über große Blöcke aufwärts gelangt man in eine kleine Raumerweiterung, die westwärts zwischen Blockwerk zu zwei unbefahrbaren Tagöffnungen leitet. In südöstliche Richtung führt noch ein blockiger Schluf einige Meter abwärts.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 7.6.2012 durch Gerald Lerchecker und Walter Fischer aufgefunden und erkundet. Die Vermessung erfolgte am 10.6.2012 durch Reinhard und Walter Fischer.

Ritzlkesselkluft (1815/395)
Basisdaten: L 6 m, H -4 m, HE 5 m, Sh 1365 m, ÖK71.
Lage: Der Einstieg öffnet sich am Nordrand des Ritzlkessels, der das untere Ende des Ritzltales darstellt, ca. 980 m SSO der Kote 1394 auf der Seekopfalm im Dürrensteingebiet, knapp 30 m S vom Ritzlkesselkriechgang (1815/394).
Beschreibung: Der 1 m lange und 0,5 m breite Einstieg öffnet sich in einer WNW-OSO ziehenden Störung und führt engräumig und teils von labilem Blockwerk begrenzt in eine 3 m tiefer liegende, niedere Kammer, die sich leicht fallend 3 m in südliche Richtung erstreckt. Der Boden besteht aus grobem Blockwerk und an der Westseite aus erdigen Sedimenten sowie etwas Bruchschutt.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 10.6.2012 durch Reinhard und Walter Fischer aufgefunden. Die Erkundung und Vermessung erfolgte am 16.6.2012 durch Christian Gegenhuber und Walter Fischer.

Literatur:


Entdeckung des Einstieges vom Nirgendwo-Schacht IV (1815/392),
Foto: W. Fischer am 7.6.2012

Firstschluf zur 5 m Stufe
im Nirgendwo-Schacht IV (1815/392),
Foto: W. Fischer am 24.6.2012

5 m Stufe im Nirgendwo-Schacht IV (1815/392),
Foto: W. Fischer am 24.6.2012


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