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Artikel in HKM 12/1999:

Höhlen im Lueg-Talschluß und im Dürrenstein-Nordhang (Teil 3)

von Reinhard und Walter Fischer

Mit diesem Bericht (Teil 1 siehe HKM 10/1998, Teil 2 siehe HKM 4/1999) schließen die Verfasser die Arbeiten im Lueg-Talschluß und im Dürrenstein-Nordhang bis auf Weiteres ab, obwohl die bei der letzten Forschungsfahrt geglückte Entdeckung einer weiteren (Mittel)höhle in bereits begangenem Gelände darauf hinweist, daß auch in diesem Gebiet noch Überraschungen möglich sind.
Nachfolgend ist neben zwei Kleinhöhlen und der erwähnten Mittelhöhle, der sogenannten Eislughöhle, auch der Im-Lug-Schacht beschrieben, dessen Vermessung nun ebenfalls abgeschlossen werden konnte und der mit einer Ganglänge von 253 m gleichsam die längste Höhle des Bearbeitungsgebietes darstellt.
Das anfangs lediglich mit der (nicht allzu hoch eingeschätzten) Hoffnung auf die Entdeckung einer "würdigen" 300er-Höhle für die Katastergruppe 1815 aufgesuchte Areal des Dürrenstein-Nordhanges hat die Erwartungen der Verfasser mehr als erfüllt: Es konnte in zwei Jahren Forschungstätigkeit eine Gesamtganglänge von 906 m in den insgesamt 15 bearbeiteten Höhlen vermessen werden.
Am 6.9.1999 wurden durch W. Fahrenberger und W. Fischer bei den noch nicht auf diese Weise "beglückten" Objekten Alu-Plättchen mit eingeprägter Katasternummer und Seehöhe angebracht. Somit sind alle Höhlen im behandelten Gebiet, mit Ausnahme der Auslughöhle II (ungünstige Lage inmitten von Felswänden), sowie markante AV-Punkte dauerhaft markiert.
Am 3.8.1999 erfolgte der Abschluß der Arbeiten im

Im-Lug-Schacht (1815/302, Sh 1570 m, L 253 m, H -87 m)
durch die Verfasser. Der Felssturzbereich oberhalb des Einstieges dürfte sich im vergangenen Jahr stabilisiert haben (es wurden keine weiteren Nachbrüche festgestellt), sodaß eine Höhlenbefahrung zwar nicht gänzlich risikolos, aber zumindest ohne gröbere Bedenken durchgeführt werden kann.
Ziel der Weiterforschung war die am Schachtgrund ansetzende, in Richtung Westen ziehende, z.T. von M. Behm bereits erkundete Kluft- bzw. Canyonstrecke. Gleich zu Beginn kann eine 8 m lange, schmale Kluftstrecke mit einer bis ca. 30 cm tiefen Wasseransammlung mittels einer durch die Forscher aufgeschütteten Blockanhäufung trockenen Fußes überwunden werden. Danach folgt eine 2 m breite Erweiterung mit Blockboden an die eine sehr enge, gewundene, wasserdurchflossene Strecke anschließt, die nach 17 m abermals in eine Raumerweiterung mündet. Von hier gelangt man über Blöcke aufwärtskletternd in eine Überlagerung (oberer Bereich des hier annähernd schlüssellochförmigen Gangprofiles), durch Klemmblöcke bzw. unbefahrbar enge Abschnitte weitgehend vom unteren Teil getrennt, welche wieder etwa 12 m weit bachabwärts führt.
An der Westseite der 6 m langen, bis 2 m breiten, etwa 10 m hohen Raumerweiterung in deren Mittelteil sich ein mäandrierender, 0,5 m tiefer Sohlencanyon eingeschnitten hat, plätschert aus einer unscheinbaren Öffnung in 1,5 m Höhe das Canyongerinne herab. Diese Öffnung stellt zugleich die nur schliefend befahrbare Fortsetzung dar, welche nach einem Knick engräumig zwischen Blockwerk hindurch in einen wieder etwas geräumigeren Canyonabschnitt leitet. Auch hier kann die Strecke in einer höhergelegenen Etage zurückverfolgt werden, wo sie nach 8 m mit einer unschliefbaren Verbindung in den Deckenbereich der zuvor beschriebenen Raumerweiterung mündet.
Den Canyon weiter aufwärts verfolgend, muß eine 2 m hohe Blockbarriere erklettert werden, die den Zugang in eine 3 m mal 2 m große Kammer vermittelt, welche sich nach oben in einen unausleuchtbaren Schlot verliert. Nach der Kammer ist es möglich wieder 2 m tief zum Canyongrund abzusteigen, wo man ein letztes Mal auf das Gerinne trifft; es empfiehlt sich aber die hier durch starke Tropfwassertätigkeit geprägte Strecke etwa 2 m über dem Boden zwischen verkeilten Blöcken zu traversieren. Nach 7 m weitet sich der Canyon auf knapp 2 m Breite und wird nach weiteren 7 m bei einer Verengung nahezu zur Gänze durch Blockwerk verlegt. Ein Durchschlupf zwischen Blöcken in 2 m Höhe erlaubt jedoch den Zustieg in einen steil ansteigenden bis 2 m breiten und 5 m hohen Gang, der nach 15 m in einen ebenen, 4 m mal 3 m großen Schlotraum mündet. In einem Einschnitt an der westlichen Raumbegrenzung kann man 5 m schwierig zu einem Gangansatz emporklettern, von dem eine schmale Strecke steil über Blockwerk aufwärts führt und nach 10 m in einen etwa 15 m hoch einsehbaren Schlot übergeht.
Die Höhle verläuft hangparallel annähernd in Richtung WSW-ONO und besitzt eine Horizontalerstreckung von 105 m. Beim letzten Vermessungspunkt (VP45) am Grund des Endschlotes befindet man sich laut Auswertung der Meßdaten nur 15 Höhenmeter unterhalb des tiefsten Punktes der Im-Lug-Höhle (1815/300) und nur 23 Schrägmeter davon entfernt.

Oberhalb des Aperitifschachtes (1815/299ab) befindet sich eine steile, felsdurchsetzte, latschenbewachsene Kuppe in der sich die Einstiege in die

Eislughöhle (1815/308a-d, Sh 1635 m (a), L 127 m, H 30 m, -13 m, +17 m, bez. auf Einstieg a) öffnen.
15 m östlich vom Einstieg (a) des Aperitifschachtes gelangt man zu einer Steilrinne, über die in der Folge ein 25 m höherliegender Felsabsatz mit dem 7 m mal 2 m messenden, 3 m tiefen Eingang (a) der Eislughöhle zugänglich ist, in welchen man von der Ostseite über Blockwerk unschwierig absteigen kann. Der anschließende 2 m breite Gang leitet nach 10 m in die obere Halle, wobei im Mittelteil des Ganges noch der 10 m tiefe Tagschacht (b) einmündet. Die obere Halle, geprägt durch mächtige, bis 4 m hohe Blöcke, besitzt eine Ausdehnung von etwa 10 m mal 7 m, bei einer maximalen Raumhöhe von ca. 10 m. An der Nordostseite der Halle setzt hinter einem riesigen Block, in leichter Kletterei erreichbar, ein engräumiger Durchschlupf an, der 4 m tief in eine kluftartige Erweiterung mit eisbedecktem Boden abbricht. Außerdem ist es hinter dem Block möglich durch eine kleine Deckenöffnung in eine teilweise überlagernde Strecke emporzuklettern, die über einen Absatz an der Südostecke der Halle jedoch einfacher zugänglich ist. Es handelt sich dabei um zwei parallel verlaufende Kriech - bzw. Schlufstrecken, die in der vorderen Hälfte durch eine steile Felsplatte verbunden sind.
An der Westseite bricht die obere Halle 4 m tief in die, im nördlichen Bereich des Abbruches zwischen Blockwerk unschwierig abkletterbare, untere Halle ab, welche einen annähernd dreieckförmigen Grundriß mit 10 m Seitenlänge besitzt und maximal 6 m hoch ist. Der Boden besteht aus einem westwärts steil abfallenden Schneekegel, der am tiefsten Punkt in eine ebene, blanke Eissohle übergeht. Die Dicke des Eises dürfte mindestens 10 cm betragen. Nördlich und westlich lagern auf dem hier ansteigenden Block- und Schuttboden wieder einige große, markante Felsblöcke. An der westlichen Raumbegrenzung öffnet sich im Deckenbereich eine unerreichbare, enge Kluftfortsetzung. In der Südostecke nimmt oberhalb des Schneekegels eine schmale, gewundene Strecke mit Schneeboden, die den Zugang zum "Schneefresser" darstellt, ihren Anfang. Beim "Schneefresser" handelt es sich um einen geräumigen, insgesamt 26 m tiefen Tagschacht, der mit den Einstiegen (c) und (d) an der Oberfläche ausmündet. Der etwas höhergelegene 4 m mal 2 m große Einstieg (d) leitet in den maximal 6 m mal 4 m messenden Schacht, der sich in 10 m Tiefe mit der vom Einstieg (c) herabziehenden Strecke vereinigt und am Grund einen mächtigen Schneekegel aufweist, in dessen Randkluft man zur bereits beschriebenen Verbindungsstrecke zur unteren Halle absteigen kann. Vom knapp 2 m mal 1 m messenden Einstieg (c) gelangt man steil absteigend (Seilhilfe) in eine 5 m tiefer liegende Kammer, deren "löchrige" Decke nur durch grob übereinander liegende Blöcke von der Oberfläche getrennt ist. Im Boden öffnet sich zwischen labilem Blockwerk ein kleines Loch (aus Sicherheitsgründen nicht befahren), das in die beschriebene Schachtstrecke abbricht. 6 m unterhalb der Öffnung ist dem Schacht nördlich ein ebenfalls nicht betretener Absatz angegliedert, der eine Verbindung zum Deckenbereich der oberen Halle besitzen dürfte (Lichteinfall sichtbar).

Die Vermessung erfolgte am 4.8.1999 durch die Verfasser.

Von den oberen Einstiegen der Eislughöhle aufsteigend, Felsstufen rechts oder links umgehend, gelangt man nach 20 Höhenmetern in ein auffallend felsiges Areal, gekennzeichnet durch schachtartige Einbrüche, Blockanhäufungen und von Störungen durchzogene Stufen und Platten. Steigt (bzw. klettert) man weitere 30 Höhenmeter sich rechts (westlich) haltend hinauf, erreicht man zwischen niederen Felsstufen eine Störung, an der in der Folge die

Nebelkluft (1815/309, Sh 1700 m, L 8 m, H -4 m) angelegt ist.
Weitere 60 Höhenmeter oberhalb durchquert der markierte Wanderweg von der Ybbstalerhütte zum Dürrensteingipfel den Dürrenstein-Nordhang.
Vom durch grobe Blöcke bedeckten Vorplatz zieht die durchschnittlich 1 m breite, bis 3 m hohe, anfangs nur durch Klemmblöcke überdeckte Kluftstrecke über Blockwerk abwärts.

Vermessen wurde dieses Objekt bereits am 6.8.1997 durch die Verfasser.

Die nachfolgend beschriebene Höhle stellt die östlichste im Bearbeitungsgebiet dar und ist durch leicht ansteigende Querung vom Im-Lug-Schacht talauswärts erreichbar. Nach 170 m trifft man auf Felsbildungen, wo sich am oberen Ende einer schmalen Schuttrinne in einem Felswinkel eine wasserüberronnene 10 m hohe, mäßig schwierig kletterbare Stufe befindet. Oberhalb öffnet sich im Steilgelände die

Wasserkluft (1815/310, Sh 1600 m, L 9 m, H +2 m).
Der Einstieg ist einfacher erreichbar, wenn man die Stufe auf westlich gelegenen Wiesenbändern umgeht.
Die 2,5 m hohe Strecke zieht über Sedimente und bemoostes Blockwerk leicht ansteigend bergwärts. Am Ende tritt aus einer Spalte 1,5 m über dem Boden ein bescheidenes Gerinne aus, das sofort im Bodenschutt versickert.

Die Vermessung wurde von den Verfassern am 2.8.1999 durchgeführt.
Außerdem wurden alle beschriebenen Höhlen an die bestehende Außenvermessung angeschlossen.


Obere Halle in der Eislughöhle (1815/308)
Foto: Walter Fischer

Zugang zum Schneefresser in der Eislughöhle (1815/308)
Foto: Reinhard Fischer


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