Artikel in HKM 4-6/2024:

Die Prägartenhöhlen im Yspertal (Teilgruppe 6845, Waldviertel)

von Walter Fischer und Thomas Gundacker

Im Jahr 2016 wurde Walter Fischer von einem ortsansässigen Forstarbeiter zu einer Überdeckungshöhle beim sogenannten Jüdbachl südwestlich von Pisching im Yspertal geführt. Die seither laufende Vermessung erbrachte bislang zwei Mittelhöhlen und etliche Kleinhöhlen (6845/249-253), der Bericht dazu folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Als Nebenprodukt der Bearbeitung konnten im Frühjahr 2023 die nahegelegenen Prägartenhöhlen (6845/246-248) aufgefunden und in der Folge bei zwei Fahrten erforscht und vermessen werden. Auch die im erweiterten Umfeld gelegenen Objekte Höhle oberhalb Wegenstein (6845/254) und Durchblickerspalte (6845/255), die bereits 2021 bearbeitet wurden, werden im vorliegenden Bericht behandelt.

Zustieg: Etwa 1,5 km nördlich von Altenmarkt im Yspertal zweigt man bei Kote 496 (Lagerhaus) von der Landesstraße B36 in die Siedlung Kapelleramt ab und hält sich nach weiteren 900 m links Richtung Puschacher Teich. Hier fährt man, vorbei an den Anwesen Prägarten, Stößelberg und Weyretzberg bis zur Abzweigung einer Forststraße in 690 m Seehöhe. Auf der Forststraße geht man etwa 1 km weit bis zu einer Gabelung in ca. 800 m Seehöhe, von der man den Waldhang weglos in Falllinie 30 Höhenmeter in Richtung NW aufsteigt. Am unteren Ende einer markanten Felsformation öffnet sich der Eingang a der Prägartenhöhle (6845/246). Steigt man den Wandfuß an der Südseite auf, kommt man, vorbei am engen Einschlupf 246 d nach 15 Höhenmetern zum Eingang a des Prägartentunnels (6845/247). Hält man sich hingegen östlich vom Eingang a der Prägartenhöhle entlang der Felsbildungen aufwärts, erreicht man - ebenfalls nach 15 Höhenmetern - eine rechterhand liegende Blockanhäufung, in der sich die Prägartenstube (6845/248) befindet.
Verfolgt man die Forststraße von der Gabelung etwa 700 m weiter in nordöstliche Richtung, danach auf einem Rücken weitere 300 m aufwärts und anschließend in den NO-Hang, kommt man zu oberhalb der Straße gelegenen Felsbildungen mit der Höhle oberhalb Wegenstein. Etwa 1,1 km WNW von hier befindet sich die letzte Höhle, die Durchblickerspalte, in einem sanft abfallenden Waldstück zwischen zwei westlich der Kote 992 nach Norden zum Saubachl hinabziehenden Gräben. Sie ist auf einer den Kirchenwald in Richtung NW querenden Forststraße erreichbar, oder auf einer direkt vom Saubachl heraufführenden, 1,2 km NW der Sausäge ansetzenden Forststraße.

Prägartenhöhle (6845/246 a-f)
Basisdaten: L 68 m, H +15 m, He 18 m, Sh 830 m, ÖK4322 bzw. ÖK35.
Lage: 4 km NNW Ysper.
Beschreibung: Es handelt sich um eine in einer pfeilerartigen Felsformation auf drei Etagen übereinander angelegte Überdeckungshöhle.
Vom unteren, 4 m hohen und 3 m breiten Portal a zieht ein Gang mit feuchtem, teils bemoostem Humusboden niedriger und schmäler werdend aufwärts. Nach 4 m zweigt rechterhand eine 2 m hohe Spalte ab, die nach drei Knickstellen und einer 2 m hohen Stufe in ein sehr schmales, 5 m langes Gangstück führt. Gleich zu Beginn befindet sich im Deckenbereich in 4 m Höhe der kleine Einschlupf b, am Ende stößt man auf eine unbefahrbare Querkluft, wo östlich Tageslicht sichtbar ist.
Weiter im Hauptgang muss ein rampenartiger, 3 m langer Block unangenehm aufwärts überkrochen werden. Dahinter befindet sich eine kleine Versturzkammer, die linkerhand eine unbefahrbar niedrige Tagöffnung und nordwärts einen ansteigenden, 4 m langen Schluf aufweist. Aus der Kammer kann man unschwierig 2,5 m hoch in die mittlere Etage emporklettern. Man befindet sich nun in einem 8 m langen, N-S verlaufenden Gangstück, das von grobem Blockwerk begrenzt wird und im Süden mit einer unschliefbar schmalen Spalte an den Tag mündet. An der Ostseite setzt im Deckenbereich des bis 2 m hohen Abschnittes eine 3 m lange Fuge an, nördlich kommt man nach Überkletterung einiger großer Blöcke zu einer faustgroßen Öffnung, die eine Verbindung zur oberen Etage darstellt. An der Westseite zweigt eine steil nach SW aufwärtsführende Spalte ab, die nach 4 m ins Freie zum schachtartigen, 5 mal 3 m großen, bis 3 m tiefen Einstieg c führt. An der Nordseite gelangt man über einen abschüssigen Felsblock zum erdigen, südwärts abfallenden Grund. Westlich ist dem Einstieg c ein 5 m langer, bis 3 m breiter und 2 m hoher Höhlenraum, in dem einige große Blöcke lagern, angegliedert. An der Decke fällt durch einen unbefahrbaren Spalt Tageslicht ein, am südlichsten Punkt befindet sich die gerade noch schliefbare Tagöffnung d.
Die obere Etage ist durch unschliefbare Engstellen vom Rest der Höhle getrennt und über die Einstiege e und f von außen zugänglich.
Steigt man am südlichen Wandfuß der Felsformation bis zum Prägartentunnel auf, kann man östlich davon auf einen großen Absatz queren auf dem sich auch der schachtartige Einstieg c öffnet. Nördlich davon befindet sich ein 1,5 m hoher Durchstieg, der zu einer Felsgasse leitet, wo man ostwärts nach 4 m auf den 2 m breiten und 1 m hohen Eingang f stößt. Dieser führt abwärts in eine 4 m nach Norden ziehende Versturzkammer, in der es zwischen Bodenblockwerk möglich ist, in eine Unterlagerung hinabzuklettern. Die kurze Unterlagerung besitzt südöstlich bei einer Laubanhäufung den 2 m breiten Eingang e, sowie nördlich und südlich unbefahrbare Tagöffnungen. Ein 1,5 m tiefer, enger Durchschlupf führt in eine bescheidene Erweiterung abwärts, wo sich die unschliefbare Verbindung zur mittleren Etage befindet. An der Nordostseite des Einstieges c setzt noch ein 3 m langer Schluf an, der mit einer unbefahrbaren Verbindung 3 m westlich von Eingang e einmündet.
Wasserführung: Unmittelbar unterhalb des Eingangs a entspringt im erdigen Waldboden ein kleines Gerinne.
Vermessung: Die Vermessung erfolgte am und am durch Thomas und Florian Gundacker und Walter Fischer.

Prägartentunnel (6845/247 a, b)
Basisdaten: L 13 m, H +7 m, He 10 m, Sh 845 m, ÖK4322 bzw. ÖK35.
Lage: 4 km NNW Ysper, 25 m WNW von 6845/246 a.
Beschreibung: Vom maximal 4 m breiten und 6 m hohen, unteren Eingang a zieht ein an der Basis 2 m breiter Gang über sandig-staubigen Boden schmäler werdend 10 m weit steil aufwärts. Etwa 2 m vor dem Ende wird die Raumhöhe durch einen hereinragenden Block kurz auf 1 m verringert. Am Ende, nach der Bückstelle, fällt einerseits durch eine 1 m über dem Boden liegende, unschliefbare Spalte Tageslicht ein, andererseits öffnet sich an der Decke in gut 3 m Höhe der kleine Einstieg b.
Wetterführung: Durch Kamin- und Düseneffekt können in der Höhle kleine "Sandstürme" auftreten.
Vermessung: Die Vermessung erfolgte am durch Thomas und Florian Gundacker und Walter Fischer.

Prägartenstube (6845/248 a, b)
Basisdaten: L 17 m, H +4 m, He 14 m, Sh 845 m, ÖK4322 bzw. ÖK35.
Lage: 4 km NNW Ysper, 25 m WNW von 6845/246 a.
Beschreibung: Unter einem großen Granitblock, der an der West- und Nordostseite sowie an einigen weiteren Stellen punktuell aufliegt, befindet sich ein niederer Höhlenraum mit etwa 9 m Durchmesser. An der Süd- und Ostseite öffnet sich hinter der Trauflinie des ausladenden Blockes der stark gegliederte Eingang a. Zwischen den Pfeilern der tragenden Granitblöcke hat sich ein südostschauender, 5 m breiter und 1,5 m hoher Eingangsbereich ergeben, der durch eine teils künstlich aufgeschichtete Blockbarriere vom anschließenden Höhlenraum getrennt ist. Zwischen großen Blöcken durch- bzw. teils über diese hinwegkriechend, kommt man in den dahinterliegenden, annähernd ebenen, maximal 1,7 m hohen Raum. An der Nordostseite befindet sich - unter gleicher Trauflinie - über grobe Blöcke erreichbar, ein 1 m breiter, zwischen Pfeilern gelegener Einstieg. Im Nordwesten setzt ein 3 m langer, aufwärtsführender Schluf an. An der Nordseite wird der Raum durch zahlreiche Klemmblöcke gegliedert zwischen denen man aufwärts zum 6 m breiten und 1 m hohen Eingang b entlang der nordseitigen Trauflinie schliefen kann. Der Boden besteht aus lehmigen Sedimenten und Blockwerk.
Beobachtung: In der Höhle befinden sich etliche häusliche Utensilien wie Hocker, Schemel und Besen, die auf eine Nutzung als Unterstand hinweisen.
Vermessung: Die Vermessung erfolgte am durch Thomas und Florian Gundacker und Walter Fischer.

Höhle oberhalb Wegenstein (6845/254 a-c)
Basisdaten: L 17 m, H +8 m, He 10 m, Sh 830 m, ÖK4322 bzw. ÖK35.
Lage: 1,6 km WSW Pisching im Yspertal.
Beschreibung: Unter einem ausladenden Granitblock öffnet sich das markante, 5 m breite und ebenso hohe Portal a. Unmittelbar dahinter mündet an der Westseite im Deckenbereich der kleine Einstieg b ein. Hinter der Trauflinie steigt die Strecke über abschüssige Blöcke steil an und teilt sich bei einem raumbegrenzenden Block in zwei Äste. Der linke, östliche Teil endet nach 2 m blind, im rechten, westseitigen Ast, kann man zwischen Blöcken 3 m zu zwei Tagöffnungen emporklettern, wobei eine Öffnung (Einstieg c) befahrbare Ausmaße aufweist. Weiters ist von hier ein 4 m langer Schluf zwischen groben Blöcken zugänglich, in den ebenfalls unbefahrbare Tagspalten einmünden.
Vermessung: Die Vermessung erfolgte am durch Thomas Gundacker und Walter Fischer.

Durchblickerspalte (6845/255 a, b)
Basisdaten: L 10 m, H 0 m, He 11 m, Sh 930 m, ÖK4322 bzw. ÖK35.
Lage: 2,5 km W Pisching im Yspertal.
Beschreibung: Es handelt sich um einen gespaltenen, 10 mal 7 m messenden, bis 6,5 m hohen Granitblock, der am Waldboden lagert. Die nördliche Hälfte ist am etwas geneigten Grund abgedriftet, wodurch diese am Boden ca. 0,5 m breite Durchgangshöhle entstanden ist. Die schliefbare Raumhöhe beträgt beim östlichen Eingang a etwa 2 m, an der Westseite ca. 4 m. Der ebene Boden besteht aus Bruchschutt und sandig-erdigen Sedimenten.
Vermessung: Die Vermessung erfolgte am durch Thomas Gundacker und Walter Fischer.