Artikel in HKM 10-12/2025:

Die Höhlen auf der Bichlhöhe (Teilgruppe 1824)

von Reinhard und Walter Fischer

Im Mai hatte Eckart Herrmann eine Liste mit möglichen Vermessungszielen in Niederösterreich verteilt. Darauf fand sich auch ein Vermerk "Bichlspalte, Bichlschacht - Notizzettel von Willi Hartmann" samt Koordinaten und Seehöhe sowie einer Kurzbeschreibung: "Schacht 5 m schräg, 5 m senkrecht".
Am Pfingstmontag 2025 wurden die Objekte von den Autoren aufgesucht und vermessen.

Zustieg: Fährt man von Maierhöfen Richtung Lackenhof, kommt man nach gut 1 km zu einer Abzweigung, die links über eine Brücke den Lackenbach übersetzt (Kote 697). Man wählt den westlich (links) abgehenden Güterweg ("Größbachstraße") bis zum Gehöft Bichl (Sh 800 m). Dahinter geht man die Forststraße, die den OSO-Kamm der Bichlhöhe erklimmt, bis an ihr Ende in 920 m Seehöhe (kurz davor zweigt links ein Karrenweg Richtung Gipfel ab). Vom Ende der Straße erreicht man weglos durch Wald rund 20 m Richtung NNW Abbrüche und in einer kleinen Senke davor den oberen, westschauenden Einstieg a der Bichlhöhespalte, sowie in der nächsten Einsenkung den Bichlhöheschacht.

Bichlhöhespalte (1824/107 a, b)

Basisdaten: L 12 m, H -5 m, HE 6 m, Sh 920 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Auf der Bichlhöhe (955 m), 1,5 km nordwestlich von Maierhöfen im Oistal, 7 m ONO von 1824/108.
Beschreibung: Ein Kriechgang mit erdigem Boden führt in östliche Richtung abwärts in eine kleine Erweiterung mit Blockboden. Einerseits leitet hier linkerhand (nördlich) ein kurzer Schluf zu einer unbefahrbaren Tagöffnung. Andererseits ist es zwischen Bodenblockwerk möglich, sehr beengt 3 m tief abzuklettern. Man erreicht eine übermannshohe, SW-NO verlaufende Strecke etwa in ihrer Mitte. Nach SW endet diese schon nach 3 m verstürzt, Richtung NO wird nach ansteigenden 3 m der am Wandfuß gelegene, gut 2 m hohe Eingang b erreicht. Der Boden besteht aus erdigen Sedimenten und Laub.


Bichlhöheschacht (1824/108)

Basisdaten: L 14 m, H -10 m, HE 8 m, Sh 915 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Auf der Bichlhöhe (955 m), 1,5 km nordwestlich von Maierhöfen im Oistal, 7 m WSW von 1824/107a.
Beschreibung: Der unscheinbare, OSO schauende Eingang liegt in einem kleinen Felskessel, der Richtung NNO eine markante, schluchtartige Öffnung in den unterhalb liegenden Waldhang aufweist. Offenbar ist hier das westliche Felspaket mit der Höhle gravitativ abgerutscht. Hinter dem niederen Einschlupf führt eine Schrägstrecke bei zunehmender Raumhöhe 4 m steil abwärts. Im Deckenbereich ist hier eine unschliefbare Versturzkammer angeschlossen. Zwischen Blöcken im Bodenbereich öffnet sich ein 5 m tiefer, schmaler Kluftschacht, der sich mit zunehmenden Dimensionen und abfallendem Blockboden 4 m nach WNW erstreckt. Dieser geht in eine kleinräumige, canyonartige Strecke über, die nach unten hin jedoch verblockt endet.
Befahrungshinweis: 20-m-Seil empfehlenswert, Verankerung an Baum oberhalb des kleinen Felskessels.

Erforschung und Vermessung beider Höhlen: Erforschung durch W. Hartmann. Die Vermessung erfolgte am durch R. u. W. Fischer.

Geologie: Die Geologische Karte 72 Mariazell (1997) weist für den W-O streichenden Kamm der Bichlhöhe, in dem auch die beiden Höhlen liegen, "Opponitz-Formation (gelblichgrauer, z.T. dünngeschichteter Kalk und Mergel, ...; Karn)" aus. Nur 50 Hm tiefer zieht nördlich laut Karte ein Band der Lunz-Formation durch, etwa in selber Seehöhe südlich wird hingegen Hauptdolomit ausgewiesen. Tektonisch gehört der Bereich zum südlichen Teil der Reisalpen-Decke (Lunzer Deckensystem, Hochbajuvarikum), unweit nördlich der Nordstirn der Ötscher-Decke (Tirolikum) gelegen.

Internet: