Artikel in HKM 3-4/2020:

Höhlenherbst am Dürrenstein (Teilgruppe 1815)

von Reinhard und Walter Fischer

Einleitung:
Außergewöhnlich mildes Bergwetter im Oktober 2019 und zwei Tage Urlaub waren gute Voraussetzungen für eine ausgedehnte Tour auf den Dürrenstein. Vorrangiges Ziel war die Bearbeitung einer von Michi Behm im Juli 2019 gemeldeten, ca. 5 m tiefen Schachthöhle im Südhang des Kleinen Dürrensteins. Wir starteten im Oistal und marschierten am markierten Weg entlang des Herrenalmbaches, als Reinhard sich erinnerte, dass da ja am gegenüberliegenden Hang noch ein unerkundetes Portal zu untersuchen wäre. Der kurze Abstecher auf die andere Bachseite brachte mit der "Herrenalmbachfuge" die erste Höhle der Tour. Auf der Herrenalm, wo gerade "eingewintert" wurde, strahlten Buchen und Bergahorn in den prächtigsten Farben um die Wette. Bald darauf verließen wir das Almgebiet und betraten Wildnisgebiet. Und die Gegend zwischen Langwand, Großem Urwald, Kl. Dürrenstein und Dürrenstein-Osthang ist wahrlich wild und eindrucksvoll. Michi´s Höhle versteckte sich gut, schließlich konnten wir sie aber doch entdecken und gaben ihr den Namen "Kleiner-Dürrenstein-Südhangkluft". Danach steuerten wir wieder den markierten Weg Richtung Gipfel an, nicht ohne ausgiebig Bekanntschaft mit ausgedehnten Latschenfeldern zu machen, die sich widerborstig in den Weg stellten. Und nach weiteren 1,5 Stunden erreichten wir schließlich einigermaßen geschlaucht die rettende Ybbstalerhütte - gerade rechtzeitig zum Abendessen. Der Sonnenuntergang verwandelte die ohnehin apokalyptisch wirkende Windwurfszenerie in ein "flammendes Inferno".
Am folgenden Tag stand im Prinzip "nur" der Abstieg ins Seetal auf dem Programm - natürlich mit ausgiebig einkalkulierter Geländeerkundung im Bereich Predigtstuhl-Lärchengraben-Ritzltal und einem neuerlichen Versuch, den Lärchengrabenschacht IV (1815/181) zu lokalisieren, was uns bei einigen vorangegangenen Touren nicht gelungen war. Aber bereits unter dem Roßeck stolperte Reinhard über ein kopfgroßes Loch im Boden, durch das man in einen kleinen Höhlenraum spähen konnte. Durch Entfernen von mehr oder weniger lockeren Steinen gelang es schließlich, in die kleine, aber nette und sogar tropfsteingeschmückte "Rosseckhöhle" hinunter zu schlüpfen. Nach deren Vermessung widmeten wir uns der Suche nach dem Lärchengrabenschacht IV. Aber trotz stundenlangen Umherirrens im Latschenlabyrinth blieb uns der Schacht Nummer IV auch diesmal verborgen. Schließlich gaben wir auf und machten uns an den langen, farbenprächtigen Abstieg. Im Anschluss erfuhren wir von Wilhelm Morgenbesser, dass er aufgrund einer Literaturrecherche die Eingangskoordinaten des Lärchengrabenschachtes IV in der Datenbank (Spelix) signifikant geändert hat. Möglicherweise haben wir einfach an der falschen Stelle gesucht - beim nächsten Mal nehmen wir uns die neuen Koordinaten vor.

Anmerkung:
Mit Ausnahme der Herrenalmbachfuge liegen die beschriebenen Höhlen im Naturschutzgebiet "Wildnisgebiet Dürrenstein". Die Höhlenforschung in diesem Naturschutzgebiet wird durch eine Ausnahmegenehmigung der Niederösterreichischen Landesregierung ermöglicht. Die Auflagen des entsprechenden Bescheides sind zu beachten (siehe HKM 7-8/2010).

Herrenalmbachfuge (1815/431)

Basisdaten: L 8 m, H +2,5 m, HE 10 m, Sh 1120 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Auf der orographisch rechten Seite des Herrenalmbaches, ca. 10 m oberhalb der Tiefenlinie, etwa 650 m NNO der Herrenalmhütte im östlichen Dürrensteingebiet.
Zustieg: Der Zustieg erfolgt von einem Parkplatz (Sh 704 m) zwischen Langau und Holzhüttenboden an der Einmündung des Taglesbachs in die Ois. Man folgt dem markierten Wanderweg (Alpinweg) auf der orographisch linken Talseite Richtung Herrenalm (1327 m) bis in eine Seehöhe von etwa 1140 m. Von hier steigt man zuerst mäßig steil den Waldhang und zuletzt sehr steil insgesamt 30 Höhenmeter bis zum Bachbett des Herrenalmbaches ab, das in diesem Bereich schluchtartigen Charakter aufweist. Bei normaler Wasserführung kann das Bachbett unschwierig überquert werden und am jenseitigen Steilhang steigt und klettert man etwa 10 Höhenmeter unangenehm bis zum breiten Portal aufwärts.
Beschreibung: Das nordschauende Portal ist 5,5 m breit und rund 1 m hoch und weist aufgrund der Lage im steilen Hang einen Höhenunterschied von knapp 2 m auf. Dahinter schließt ein 4 m langer und max. 1,5 m hoher Höhlenraum an. Östlich setzt mit einer kleinen Stufe eine 25° steil ansteigende Schichtfugenstrecke mit blanker Felssohle an, die enger werdend (Breite zwischen 2 m und 1 m, Höhe ca. 0,5 m) nach gut 4 m endet bzw. sich nach N unschliefbar niedrig fortsetzt. An einer Stelle tritt ein bescheidenes Rinnsal ein, um sofort im Schuttboden des Höhlenraumes zu verschwinden. Neben Schutt besteht der Boden in Eingangsnähe auch aus erdigen Sedimenten.
Erforschung und Vermessung: Die Erkundung und Vermessung erfolgte am durch R. Fischer.

Kleiner-Dürrenstein-Südhangkluft (1815/432 a-c)

Basisdaten: L 17 m, H 8 m (-4 m, +4 m bezogen auf Eingang a), HE 9 m, Sh 1520 m, ÖK4210 bzw. ÖK71.
Lage: Im Südhang des Kl. Dürrensteins, ca. 220 m SO der Kote 1624.
Zustieg: Von der Herrenalm (1327 m), erreichbar über einen markierten Wanderweg der bei der Einmündung des Taglesbachs in die Ois (Sh 704 m) zwischen Langau und Holzhüttenboden ansetzt, folgt man dem markierten Weg Richtung Dürrensteingipfel bis in eine Seehöhe von ca. 1530 m, danach 70 Höhenmeter in südöstliche Richtung aufwärts in einem wiesenbewachsenen Graben, der auf die Südseite des Kleinen Dürrensteins (1624 m) leitet. Bei einem kleinen Teich beginnt man in den Südhang abzusteigen, zuerst sanft, dann steil über eine in östliche Richtung ziehende Wiesenrampe (Steigspuren). Vom unteren Ende der Rampe quert man den Hang absteigend weitere 100 m in östliche Richtung und trifft in einer felsdurchsetzten Zone bei einer Baumgruppe auf die Karstgasse mit den Einstiegen.
Beschreibung: Die Höhle ist an einer SSW-NNO verlaufenden Kluft angelegt und besteht aus zwei separaten, durch eine unschliefbare Engstelle verbundene Abschnitte. An der Südwestseite der Kluftgasse öffnet sich der engräumige Einschlupf a), der über Brennnessel und grobes Blockwerk in eine Raumerweiterung führt, an deren Decke der kleine Einstieg b) einmündet.
Ein schmaler Gang zieht gestuft 5 m weit in eine 2 m breite und ebenso hohe Kammer zum tiefsten Punkt abwärts. Der Boden besteht aus Blockwerk und Sedimenten. Im Deckenbereich fällt in der unschliefbar weiterziehenden Kluft durch einen Spalt Tageslicht ein. Dieses stammt aus dem zweiten Höhlenabschnitt, der durch den Einstieg c) zugänglich ist.
Der Einstieg c) öffnet sich 7 m NNO vom Eingang a) und liegt knapp 4 m höher als dieser. Vom 1,5 m x 1 m messenden Einstieg c) klettert man 5 m tief (ev. Halteseil) zum block- und sedimentbedeckten Grund ab. In südwestliche Richtung zieht die unschliefbare Strecke zum ersten Höhlenabschnitt, in Gegenrichtung befindet sich ein ebenfalls unschliefbar werdender, kurzer Gangansatz.
Erforschung und Vermessung: Dieses Objekt wurde von Michael Behm aufgefunden, der die Verfasser am darüber informierte. Die Erkundung und Vermessung erfolgte am durch R. und W. Fischer.

Rosseckhöhle (1815/433)

Basisdaten: L 21 m, H 3,5 m (-2,5 m, +1 m), HE 11 m, Sh 1585 m, ÖK4210 bzw. ÖK71.
Lage: 85 m östlich des Sattels zwischen Roßeck (1661 m) und Springkogel (ca. 1680 m) im Dürrensteingebiet.
Zustieg: Von der Ybbstalerhütte (1344 m), welche auf markierten Wanderwegen in 2 Std. Gehzeit erreichbar ist, folgt man dem markierten Weg Richtung Dürrensteingipfel. Man verlässt den Weg ca. 1,8 km ostsüdöstlich der Ybbstalerhütte bzw. 420 m südöstlich der Bergrettungshütte am Legstein (1440 m) in einer Seehöhe von 1520 m und wendet sich auf einem schwach ausgeprägten Steig nach Osten. Der Steig zieht in südöstliche Richtung aufwärts in den Sattel zwischen Roßeck und Springkogel. Vom Sattel in 1590 m Seehöhe hält man sich leicht absteigend knapp 100 m nach links und trifft oberhalb einer kleiner Geländekante inmitten eines Wiesenflecks zwischen Latschen auf die Einstiegsöffnung.
Beschreibung: Das ursprünglich etwa kopfgroße Loch im Wiesenboden wurde auf gerade befahrbare Ausmaße erweitert. 1,5 m tiefer liegt ein gegen N abfallender Boden, welcher in eine ungefähr WSW-ONO verlaufende, maximal 2 m hohe Höhlenstrecke mit Schutt- und Blockboden führt. Unmittelbar unter dem Einstieg leitet einerseits ein kurzer Schluf nach W abwärts und andererseits ein Gang mit 1,5 m Breite Richtung N aufwärts, um nach einigen Metern in einem tagnahen Hängeversturz zu enden. Es finden sich hier einige Sinterröhrchen und kümmerliche Stalagmiten. Nach O führt die ebenfalls mit Sinterröhrchen geschmückte Strecke leicht ansteigend und niedriger werdend mit einer Breite von durchschnittlich 2 m in eine niedere, breit ausladende Raumerweiterung. In der Mitte befindet sich in der Decke ein kleiner Schlotspalt. Ein Schlufansatz im N endet bei einer Sinterplatte und zwei kleinen Tropfsteinsäulen. In der Südwestecke fällt aus einem unschliefbaren Deckenspalt Tageslicht ein.
Erforschung und Vermessung: Die Entdeckung, Erkundung und Vermessung erfolgte am durch R. Fischer.

Dank: Die Veröffentlichung dieses Berichtes erfolgt mit freundlichem Einverständnis der Schutzgebietsverwaltung "Wildnisgebiet Dürrenstein".

Literatur:


Internet: