Artikel in HKM 3-4/2019:

Höhlen im Bereich Herrenalm - Grubwiesalm (Teilgruppe 1815)

von Walter Fischer

Einleitung:
Im Anschluss an die Vermessung des Wasserfallschlotes (1815/397, siehe HKM 11-12/2013) im östlichen Dürrensteingebiet durch Christian Gegenhuber und Walter Fischer im September 2013 wurde beschlossen, den Hang unterhalb der Feuersteinmauer weglos Richtung Herrenalm weiter aufzusteigen. Dieser Steilaufstieg - zwischen meterhohem Brennnessel- und Tollkirschengestrüpp und über schuttdurchsetzten Boden - ist eine ziemliche Tortur, führte aber letztendlich zur Entdeckung zweier neuer Höhlen. Obwohl das Gebiet zuerst einen ziemlich höhlenfeindlichen Eindruck erweckte, konnte im westlichen Bereich der Feuersteinmauer eine deutlich "besser" aussehende Felsstufe erblickt werden. Der Steilaufstieg lohnte sich, führte er doch direkt zum unscheinbaren Einschlupf der Feuersteinmauerhöhle (1815/407). Eine erste Erkundung ergab, dass der Eingangsschluf nach einigen Metern in eine ca. 10 m tiefe Stufe abbricht, mangels Schachtzeug aber keine weitere Erforschung möglich war. Um beim Rückweg den unangenehmen Steilhang nicht wieder weglos absteigen zu müssen, wurde versucht, den jenseits des Herrenalmbaches verlaufenden markierten Weg zu erreichen. Dies gelang ganz gut und es konnte dabei auch noch eine weitere Höhle, die Feuersteinmauernische (1815/406), die im Anschluss beschrieben ist, aufgefunden und vermessen werden.
Die noch nicht zur Gänze abgeschlossene Erforschung und Vermessung der Feuersteinmauerhöhle erfolgt unter der Federführung von Lili Guggenberger, die Beschreibung dieser interessanten Mittelhöhle folgt zu einem späteren Zeitpunkt.
Im Jahr 2015 glückte mit der Kegelstatthöhle die Entdeckung einer weiteren Mittelhöhle in diesem Bereich (1815/413, siehe HKM 3-4/2016). Dadurch motiviert, wurden auch in den Jahren 2016 bis 2018 etliche Geländebegehungen in das Gebiet zwischen Herrenalm und Grubwiesalm unternommen. Die Ausbeute beschränkte sich jedoch auf einige wenige Kleinhöhlen, zwei davon wurden in den HKM 3-4/2017 beschrieben, die Beschreibung der 2018 aufgefundenen Objekte Herrenalm-Durchstieg und Ga-Bo-Klüftchen ist in diesem Bericht enthalten.

Feuersteinmauernische (1815/406)

Basisdaten: L 5 m, H +3 m, HE 5 m, Sh 1220 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Die Höhle befindet sich im westlichen Bereich der Feuersteinmauer, orographisch rechts des Herrenalmbaches, etwa 480 m NO der Herrenalmhütte im östlichen Dürrensteingebiet.
Zustieg: Der Zustieg erfolgt von einem Parkplatz (Sh 704 m) an der Einmündung des Taglesbachs in die Ois zwischen Langau und Holzhüttenboden. Man folgt dem markierten Wanderweg (Alpinweg) auf der orographisch linken Talseite Richtung Herrenalm bis in eine Seehöhe von etwa 1240 m. Von hier steigt man 20 Höhenmeter bis zum Bachbett des Herrenalmbaches ab, der kaskadenartig in mehreren Wasserfallstufen von der Herrenalm herabstürzt. Bei normaler Wasserführung kann das Bachbett auf einem breiten Absatz unschwierig überquert werden. Am jenseitigen Waldhang traversiert man unterhalb von Felsbildungen etwa 250 m weit talauswärts. Die kleine Höhle öffnet sich auf einem Felsband oberhalb einer ca. 4 m hohen Stufe und ist mittels Querung einfach erreichbar.
Beschreibung: Es handelt sich um eine an einer Störung angelegte Ausbruchsnische mit 3,5 m breitem und 1,5 m hohem Portal (im Bereich der Störung bis 3 m hoch). Über moosbewachsenen Bruchschutt wird ansteigend nach 5 m das befahrbare Ende der immer schmäler werdenden Spalte erreicht.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung und Vermessung erfolgte am durch Ch. Gegenhuber und W. Fischer.

Herrenalm-Durchstieg (1815/428 a-c)

Basisdaten: L 21 m, H 8 m, HE 10 m, Sh 1365 m, ÖK4204 bzw. ÖK72.
Lage: Nördlich der Herrenalm im Dürrensteingebiet.
Zustieg: Der Zustieg erfolgt von der Herrenalm (Sh 1327 m), erreichbar über einen markierten Wanderweg der bei der Einmündung des Taglesbachs in die Ois (Sh 704 m) zwischen Langau und Holzhüttenboden ansetzt (Gehzeit ca. 2 Std. bis zur Herrenalm). Von der Jagdhütte auf der Herrenalm steigt man an der Westseite einer zum Herrenalmbach abbrechenden Anhöhe entlang von Steigspuren 40 Höhenmeter auf und wendet sich dann nach Norden. Etwa 200 m NNO der Jagdhütte trifft man, zuletzt wieder leicht absteigend, unmittelbar oberhalb der Abbruchkante zum Herrenalmbach, auf die zwei schachtartigen Einstiege a und b, Eingang c befindet sich am Fuß der Felsstufe unterhalb. Der Eingang c ist vom gegenüberliegenden Hang zwischen Leonhardkreuz und Kleinreiserkogel gut sichtbar.
Beschreibung: Die zwei ovalen, jeweils etwa 3 m x 4 m messenden und 4 m tiefen Einstiege a und b liegen nur 2 m voneinander entfernt und befinden sich direkt neben der Abbruchkante zum felsdurchsetzten Steilhang. Vom südlich gelegenen Einstieg a kann man unschwierig, anfangs über eine 1 m tiefe Stufe und dann über eine erdige Rinne mit hineingeworfenem Astwerk, in die Höhle absteigen. In Richtung NO setzt ein ebener, enger werdender Kriechgang an, der nach 4 m endet. In Richtung WNW führt ein 2 m hohes Gangstück etwas gestuft sehr steil neun Schrägmeter abwärts zum 1 m breiten und 4 m hohen Eingang c (ev. Halteseil), der sich am oberen Ende einer kleinen Steilschlucht befindet. Auf halber Strecke mündet hier der nördlich gelegene Einstieg b ein, von dessen NW-Seite ebenfalls ohne Material in die Höhle abgestiegen werden kann. Der Boden besteht aus erdigen und sandigen Sedimenten sowie Bruchschutt.
Erforschung und Vermessung: Die Auffindung des Objektes erfolgte am durch W. Fischer, die Erforschung und Vermessung wurde am durch R. und W. Fischer durchgeführt.

Ga-Bo-Klüftchen (1815/429)

Basisdaten: L 8 m, H -5 m, HE 5 m, Sh 1340 m, ÖK4210 bzw. ÖK72.
Lage: Am Gaminger Boden westlich der Grubwiesalm im Dürrensteingebiet.
Zustieg: Zustieg bis zur Herrenalm wie bei 1815/428. Von der Jagdhütte auf der Herrenalm folgt man Steigspuren ostwärts Richtung Grubwiesalm. Nach etwa 600 m erreicht man in 1400 m Seehöhe den Sattel südlich des Kegelstattkogels und nach weiteren 900 m den SSW-NNO verlaufenden, in etwa 1300 bis 1350 m Seehöhe gelegenen Gaminger Boden. Der Einstieg der Höhle befindet sich ca. 50 m NO des Ga-Bo-Schächtchens (1815/421, siehe HKM 3-4/2017) oberhalb einer bewachsenen Böschung östlich der Tiefenlinie des Gaminger Bodens, etwa 170 m NNO jenes Bereiches, wo der Steig Richtung Grubwiesalm den Boden überquert. Eine abwärtsführende Kehre einer neu angelegten Forststraße umschlingt den kleinen Bereich mit der Höhle, die jedoch von der Straße nicht einsehbar ist.
Beschreibung: In den 4 m langen, bis 3 m breiten Einstieg kann von der SW-Seite ohne Material steil über kleine Stufen, Humus und verkeiltes Astwerk 5 m tief abgestiegen werden. Eine mögliche, weiter in die Tiefe ziehende Fortsetzung ist verblockt. Duckt man sich unter einer kleinen Bückstelle durch, gelangt man in eine schräge, leicht ansteigende und knapp 2 m hohe, allerdings fortsetzungslose Querkluft.
Erforschung und Vermessung: Aufgefunden und erkundet wurde das Ga-Bo-Klüftchen am durch W. Fischer, vermessen am .

Literatur: