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Artikel in HKM 12/2007:

Zwei neue Schachthöhlen im Osthang des Bärenleitenkogels (Teilgruppe 1815)

von Reinhard und Walter Fischer

Im Juli 2007 konnte R. Fischer im steilen Osthang des Bärenleitenkogels, beim Zustieg zur abschließenden Forschungsfahrt in den Bärenleitenkogelschacht (1815/356), zwei weitere Schachthöhlen ausfindig machen.
Die beiden Schächte wurden am 18.8.2007 mit Unterstützung von Mitgliedern des ungarischen Höhlenvereines "TBE" erforscht und vermessen. Dora Belme, Petra Sandor, Gyorgy Adamoczky und Gyorgy Kovacs nützten einen Feiertag in Ungarn um ein verlängertes Wochenende in Österreich zu verbringen und gemeinsam mit uns den Bärenleitenkogel-Osthang aufzusteigen.
Der Zustieg erfolgt zwischen Langau und Holzhüttenboden (ÖK Nr. 72) vom Parkplatz beim Taglesbach, zuerst einige Meter entlang des markierten Weges zur Herrenalm, dann jedoch sofort rechts abzweigend auf einem schmalen Jagdsteig Richtung Scheiblingstein. Den Steig bis in gut 1020 m Seehöhe aufsteigend, erreicht man eine neu angelegte, den Osthang von Scheiblingstein und Bärenleitenkogel Richtung Süden traversierende Forststraße. Dieser folgt man, Schöntal und Gerade Plan querend, bis an ihr Ende in 1120 m Seehöhe auf einen sanften Rücken vor dem Bösen Graben. Im sehr steilen Waldhang steigt man nun in Falllinie bis in etwa 1400 m Seehöhe auf und quert anschließend einen felsdurchsetzten Wiesenhang bis knapp vor Erreichen des nächsten bewaldeten Streifens 80 m weit nach Südwesten. Hier öffnen sich die erst aus nächster Nähe erkennbaren Einstiege, wobei der größere in den unterhalb gelegenen
1815-358
Felsenbirnenschacht (1815/357) führt,
L 17 m, H 8,5 m (-6 m, +2,5 m), Sh 1390 m.
Vom 5 m mal 3 m großen Schachtmund kann man an der südwestlichen Begrenzung mit Seilhilfe zum 4 m tiefer liegenden, blockbedeckten Grund absteigen. Der Boden fällt Richtung Osten zum tiefsten Punkt ab und nach einer kurzen Schlufstelle ist noch eine niedere, bis 1 m hohe, 3 m breite Kammer angegliedert. Vom Schachtgrund in nördliche Richtung vermittelt ein knapp 2 m breiter und 1 m hoher Durchgang den Zutritt in einen Schlotraum, der in 7 m Höhe mit einer südostschauenden, verblockten Tagspalte wieder ins Freie mündet. Im Bereich dieser Spalte wachsen zahlreiche Sträucher, unter anderem die seltene, namensgebende Felsenbirne mit ihren blauvioletten Früchten.

In Falllinie, 30 Schrägmeter oberhalb öffnet sich der unscheinbare Einstieg in den
Bärenleitenschacht (1815/358),
L 82 m, H -57 m, Sh 1410 m.
Der einen dreiviertel Meter Durchmesser aufweisende Einschlupf leitet in eine steil abwärtsführende, 2 m breite, etwa mannshohe Kammer hinab. Der Boden besteht aus Sedimenten, Schutt und losem Blockwerk, beim tiefsten Punkt setzt in einer westwärts angegliederten, engräumigen Querkluft der imposante, 19 m tiefe Hauptschacht der Höhle an. Vom etwa 1 m mal 0,5 m messenden Beginn weitet sich der Schacht rasch zu geräumigen Dimensionen und weist am blockbedeckten Grund 5 m Länge und 3,5 m Breite auf. An der Ostseite kann hier unschwierig über eine 3 m hohe Stufe ein Absatz erklettert werden, der in eine sehr steil abwärtsführende Kluftstrecke abbricht. Am tiefsten Punkt der östlich durch einen Versturz begrenzten Kluft beginnt der nächste, anfangs abermals engräumige Schachtabstieg. Nach einigen Metern Abseilfahrt, vorbei an groben Blöcken, befindet man sich in einem Schachtraum mit dreieckigem Grundriß und etwa 4 m Seitenlänge in dem in 14 m Tiefe ein abschüssiger, schuttbedeckter Absatz erreicht wird. Ab hier sind nennenswerte Wandsinterbildungen zu beobachten, der Schacht selbst setzt sich unterhalb des Absatzes weitere 10 m fort und mündet auf einen West-Ost verlaufenden, durchschnittlich 1 m breiten Blockboden. In östlicher Richtung bricht die Strecke nach einem kurzen Steilstück 5 m tief in die 4 m lange und 1,5 m breite Endkammer ab. Am tiefsten Punkt geht die Kammer in einen ostwärts weiterziehenden, schlufartigen Canyon über, der am Ansatz durch große Blöcke auf unbefahrbare Ausmaße verengt wird. Eine Fledermaus im Flug entschwand unseren Blicken durch diesen schmalen Spalt, eine Wetterführung war jedoch nicht wahrnehmbar.

Die Koordinaten wurden mittels GPS-Gerät bestimmt, die Lage der beiden Höhlen zueinander durch eine kurze Außenvermessung ermittelt. Der Einstieg des Felsenbirnenschachtes ist am Orthofoto des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen (BEV) deutlich sichtbar.

Literatur:
Kovács, G. (2007): "Dürrenstein - Scheiblingstein, Írta: Kovács György, 2007. szeptember 12.", Homepage des Ungarischen Höhlenvereines "TBE": http://tbe.hu/


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