Titelseite / Übersichtsseite (Home) / Publikationen /


  

Artikel in HKM 2/1996:

Höhlen im östlichen Dürrensteingebiet

von Reinhard und Walter Fischer

Das schöne Herbstwetter im Oktober 1995 ausnutzend, unternahmen die Verfasser einige Wanderungen in das östliche Dürrensteingebiet. Ziel von zwei Touren war das Gebiet südlich bis östlich der Herrenalm (1327 m). Dabei wurden auch etliche Kleinhöhlen aufgestöbert.
Die Herrenalm, in 2-3 Stunden Gehzeit auf markierten Wanderwegen durch den Taglesgraben oder das Seetal erreichbar, wird durch den Herrenalmbach oberirdisch entwässert. Das Hauptgerinne des aus mehreren kleinen Quellaustritten gespeisten Herrenalmbaches entspringt am Fuß eines Felswandls in 1382 m Seehöhe im Bereich zwischen Totem Mann und Hochalpl (1547 m). Der Quellhorizont wird durch die Schichtgrenze zwischen Dachsteinkalk und aufgelagertem Liaskalk gebildet (FINK, M. H.: Der Dürrenstein. 1972.). Etwa 150 m vor dieser Quelle befinden sich im orogr. rechten Hang Felsbildungen, in denen sich am Fuß einer turmartigen Felsformation ein Höhlenportal öffnet. Da der Hang, der nördlich und westlich des Hochalpls abfällt auf einer alten Ausgabe des ÖK-Blattes 72 als Alplleiten bezeichnet wird, tauften die Verfasser die Höhle auf den Namen

Alplleitenloch (1815/284, Sh 1385 m, L 6 m, H +3 m).
Vom Bachbett ca. 20 Höhenmeter aufsteigend, erreicht man den westschauenden, knapp 2 m breiten und 2,5 m hohen Eingang. Im Bodenbereich, unmittelbar hinter der Trauflinie endet ein Kluftansatz unbefahrbar eng. Klettert man an der rechten Raumbegrenzung 1,5 m empor, kommt man in einen 6 m langen, leicht ansteigenden Gang. Die Raumhöhe beträgt im Mittelteil 0,7 m, dahinter steigt sie auf 1,5 m an. Der Boden besteht vorwiegend aus erdigen Sedimenten und ist mit reichlich Gemsenlosung bedeckt.

Geht man vom Alplleitenloch entlang der Tiefenlinie in südwestliche Richtung aufwärts, erreicht man eine Verflachung mit zahlreichen Dolinen und Karstgassen. Hier öffnet sich auf der Westseite einer unscheinbaren, mit Bäumen bestandenen Kuppe die

Karrenhöhle (1815/285, Sh 1420 m, L 41 m, H 7 m (+2 m, -5 m)).
Durch den 1,5 m breiten Eingang betritt man einen ebenso hohen, knapp 3 m langen, einem kleinen Unterstand gleichenden Raum. Eine leere (Wein?)Flasche zeugt von früherer Befahrung. An der rechten Raumbegrenzung setzt ein steil abwärtsführender, blockiger Schluf an. Nach 5 m erreicht man eine Raumerweiterung und befindet sich unvermittelt am Beginn einer ansteigenden Strecke. In der blanken Felssohle (Dachsteinkalk?) des bis 1,5 m hohen und 2 m breiten Ganges sind zahlreiche, bis 10 cm tiefe Karren eingetieft. Überspreizt man den am oberen Ende dieser Strecke ansetzenden 4 m tiefen Schacht, so gelangt man in eine ebene Schlufstrecke, in der nach 8 m ein nahezu „formatfüllender“ Block den Weiterweg versperrt. Die Überlagerung (Liaskalk?) dürfte hier nur sehr gering sein. Vom Grund des kletterbaren Schachtes leitet eine enge Kluftstrecke in nördliche Richtung abwärts. 2 m nach einer bescheidenen Wasseransammlung knickt die Strecke nach links um und setzt sich als Schluf noch 2,5 m weit befahrbar fort. Hier besteht eine unschliefbare Verbindung mit dem tiefsten Punkt der oben erwähnten Raumerweiterung. Wie schon angedeutet, dürfte es sich aufgrund der lithologischen Gegebenheiten um eine Schichtgrenzhöhle handeln.

400 m südlich der Karrenhöhle liegt der von Dolinenreihen geprägte Sattel zwischen Hochalpl und der westlich anschließenden Erhebung. 200 m südwestlich des Sattels im obersten, felsigen Bereich des Abhanges zum Großen Urwald befindet sich unterhalb eines riesenhaften Felsblockes die

Blockhöhle (1815/286, Sh 1475 m, L 19 m, H 3 m (±2 m, -1 m)).
Durch zwei kleine Abstiege zwischen Blöcken erreicht man eine 1,5 m hohe Kammer, wo ein großer, fast bis zur Decke reichender Felsblock einen Rundgang ausbildet. Über Blockwerk in westliche Richtung aufwärts kriechend, gelangt man in eine 7 m lange, 2 m breite und 1 m hohe Strecke, die unter den o. e. riesigen Block führt. An deren Ende befindet sich ein engräumiger Abstieg zwischen labilen Blöcken, den die Verfasser aus Rücksicht auf Leben und Gesundheit unbefahren zurückließen. Man kann hier in eine Raumerweiterung blicken, eine wesentliche Fortsetzung ist aufgrund des Höhlencharakters allerdings nicht zu erwarten. An einer Stelle dieser Blockhöhle kann man sich nördlich noch zwischen Blöcken zu einigen Tagöffnungen aufwärtszwängen.

Um zur letzten der beschriebenen Höhlen zu gelangen, verfolgt man von der Herrenalm den nur an wenigen Stellen einigermaßen gut kenntlichen, manchmal mit Steinmännern gekennzeichneten Steig Richtung Grubwiesalm (1397 m). Auf etwa halber Strecke verläßt man diesen in einer Seehöhe von gut 1400 m in südliche Richtung und erreicht so den Fuß der südost-schauenden Felsbildungen des Hochalpls. In einem Felswinkel kommt man schließlich zur nach Osten exponierten

Hochalpl-Halbhöhle (1815/287, Sh 1420 m, L 11 m, H 4 m, B 17 m).
Die an der Trauflinie bis 6 m hohe und 17 m breite Halbhöhle verjüngt sich kontinuierlich auf eine Breite von 5 m und eine Höhe von 0,5 m beim Höhlenende. Der ansteigende Boden wird von Sedimenten, Schutt und vereinzelten, bis mannsgroßen Blöcken gebildet.

Die Vermessung durch die Verfasser erfolgte am 8.10.1995 und am 14.10.1995.


zum Seitenanfang