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Artikel in HKM 11-12/2010:

Höhlen beim Klammgraben am Hochkar (Teilgruppe 1814)

von Reinhard und Walter Fischer

Einleitung: Im Sommer 2010 erhielt Walter Fischer von Alexander Putz (www.berg-welt.at) einen Hinweis auf eine bislang nicht im Kataster geführte Höhle am Hochkar. Alexander Putz hat für weitere Informationen auf seinen Bruder Andreas verwiesen, der bereits in der Höhle gewesen sei und zwecks näherer Erkundung zur Verfügung stehe. In der Folge konnte die Höhle, Schlagerlucke genannt, in zwei Fahrten durch Andreas Putz und Walter Fischer vollständig erforscht und vermessen werden. Da die nächste zu vergebende Katasternummer in der Teilgruppe 1814, nämlich die Nummer 99, für die Mittelhöhle Schlagerlucke als unwürdig angesehen wurde, galt es auf die Schnelle noch eine Höhle zu finden, um an die Schlagerlucke die Nummer 100 vergeben zu können. Bei einer weiteren Fahrt in das Gebiet gelang es den Verfassern tatsächlich ziemlich schnell eine Kleinhöhle aufzustöbern, welche nun die Nummer 99 erhielt.

Zustieg: Der Zustieg erfolgt von der Hochkar-Alpenstraße (mautpflichtig), die bei Lassing südwestlich von Göstling an der Ybbs von der Landesstraße B 25 (Erlauftal Straße) abzweigt. Man verläßt die Hochkarstraße östlich der Senke Draxlerloch in einer Seehöhe von 1410 m nach links (Osten) auf eine Forststraße, die den markierten Wanderweg kreuzt, anschließend die gesamte Westseite des Scheiterkogels (1654 m) quert und nach etwa 1,3 km auf einem nach Norden ziehenden Rücken in ca. 1400 m Seehöhe endet. Von hier traversiert ein schmaler Steig den steilen, felsdurchsetzten Waldhang in südöstliche Richtung und nach 650 m gelangt man im obersten Bereich des Klammgrabens zu einem sanft ansteigenden, langgezogenen Wiesenkessel, der von felsigen Steilaufschwüngen eingerahmt ist. An der Ostseite befindet sich am Waldrand eine in ÖK101 eingetragene, aber nicht namentlich bezeichnete Hütte, die sogenannte Schlagerhütte. Etwa 100 m nördlich der Einmündung des Steiges bzw. knapp 200 m nördlich der Schlagerhütte setzt bei einem gestuften Felsabbruch der steil abwärtsführende Klammgraben an. Über die Felsstufen, auch Klammstiege genannt, plätschert ein kleiner Wasserfall hinab. 70 m östlich der Klammstiege öffnen sich oberhalb der Felswände, knapp nördlich der Wiesenfläche die Eingänge in die Schlagerlucke (1814/100). Zwischen Felsbildungen ist es möglich, steil zum Fuß der Wände abzusteigen, die am orographisch rechten Hang des Klammgrabens talauswärts ziehen. Nach etwa 100 m trifft man auf eine Schuttrinne, die man 20 Höhenmeter aufsteigt und am Fuß von nordschauenden Felsen auf den Einschlupf der Klammgrabenlucke (1814/99) stößt.

Klammgrabenlucke 1814/99

Basisdaten: L 17 m, H 6 m (-2,5 m, +3,5 m), Sh 1380 m, ÖK101.
Lage: Am Fuß von Felswänden in der orographisch rechten Seite des obersten Bereiches des Klammgrabens am Hochkar, ca. 650 m nordöstlich des Scheiterkogels (1654 m).
Beschreibung: Unterhalb einer seichten Schichtfuge öffnet sich am Wandfuß der kluftgebundene Eingangsschluf, der nach 2 m über einen Schuttwall in eine rechteckige, 7 m x 5 m große, bis 3 m hohe Kammer abwärts führt. Der Boden des Raumes besteht aus Bruchschutt und groben Blöcken und steigt steil nach Osten bis zu einem Versturz an. Ein Schluf zieht noch 3 m bis zum verblockten Ende weiter.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 8.8.2010 bei einer Geländebegehung durch R. u. W. Fischer aufgefunden und vermessen. Der Eingangsschluf mußte durch Ausräumen von Blockwerk erst befahrbar gemacht werden.

Schlagerlucke 1814/100 a, b

Basisdaten: L 75 m, H 21 m (-5,5 m, +15,5 m), Sh 1410 m, ÖK101.
Lage: Im Waldhang, oberhalb von Felswänden in der orographisch rechten Seite des obersten Bereiches des Klammgrabens am Hochkar, knapp 600 m nordöstlich des Scheiterkogels (1654 m).
Beschreibung: Bei der Schlagerlucke handelt es sich um eine ansteigende Durchgangshöhle mit einem zentralen Höhlenraum. Nahe des oberen Einganges befindet sich ein fortsetzungsloser Innenschacht.
Der knapp 2 m hohe und 1,5 m breite untere Eingang (a) öffnet sich in einer kurzen Kluftgasse, wo Bodenblockwerk auf eine eingestürzte Überdeckung des Bereiches vor dem Eingang hinweist. Ein leicht ansteigender, bis 2 m breiter und ebenso hoher Gang führt 5 m geradlinig Richtung Osten in den Hauptraum der Höhle. Der ovale Höhlenraum ist max. 6 m breit, 10 m lang und erreicht eine Höhe von bis zu 6 m im mittleren Bereich. Nördlich ist nach einem niederen Durchgang ein 3 m hoher Schlotraum mit knapp 2 m Durchmesser und einer verblockten Fortsetzung angegliedert. Der anfangs ebene, mit Bruchschutt bedeckte Boden des Hauptraumes steigt anschließend steil nach Osten über grobes Blockwerk und einzelne große markante Blöcke an. Der Raum geht schließlich in einen nach Süden aufwärtsführenden Gang über, der schmäler werdend bei einem verkeilten Block eine Breite von 1,5 m und eine 1 m hohe Stufe aufweist. Oberhalb der Stufe biegt der wieder breiter werdende Gang abermals Richtung Osten und mündet nach 6 m zwischen großen Versturzblöcken in eine Nord-Süd verlaufende Kluftstrecke. In dieser tektonisch beanspruchten Zone kann man einerseits zum südlich gelegenen oberen Eingang (b) aufsteigen und andererseits eine unmittelbar nördlich liegende Schachtfortsetzung erreichen. Der obere Eingang ist 2 m breit und 1,5 m hoch, wird fast zur Gänze von dürren Wurzeln und Ästen verdeckt und führt über Blöcke in die bis 3 m hohe, max. 2,5 m breite und knapp 10 m lange nordwärts ziehende Kluft hinab. In diesem Bereich herrscht starke Tropfwassertätigkeit und feucht-lehmiger Boden mischt sich zwischen Schutt und Blöcke. An der westlichen Wand setzt bei der Einmündung vom unteren Gang ein anfangs sehr enger Kluftschacht an (Material erforderlich). Durch die 0,6 m x 0,4 m messende Öffnung rutscht man auf einen 4 m tiefer liegenden Absatz hinab. Der aus labilem Blockwerk bestehende Absatz bricht 10 m tief in den zunehmend geräumiger werdenden, bis 4 m x 3 m messenden, gestuften Schrägschacht ab. Am blockbedeckten bis 1,5 m breiten Schachtgrund kann die raumbestimmende Kluft jeweils einige Meter abwärts nach Süden bzw. Norden (tiefster Punkt) verfolgt werden, ehe die Strecken im Versturz enden.
Erforschung und Vermessung: Der Durchgang zwischen den beiden Eingängen, bei Einheimischen altbekannt, wurde am 25.7.2010 durch Andreas Putz und Walter Fischer erkundet. Die Erforschung des Innenschachtes sowie die Vermessung der gesamten Höhle erfolgte am 1.8.2010 durch Andreas Putz und Walter Fischer.
Dank: Herzlichen Dank an die Brüder Alexander und Andreas Putz für die Informationen und die tatkräftige Unterstützung.


Hauptraum der Schlagerlucke (1814/100), Foto: W. Fischer, 1.8.2010

Einschlupf der Klammgrabenlucke (1814/99)
Foto: W. Fischer, 8.8.2010

Hauptraum der Schlagerlucke (1814/100)
Foto: W. Fischer, 1.8.2010

Schlagerlucke (1814/100), oberer Eingang b)
Foto: W. Fischer, 1.8.2010

Schlagerlucke (1814/100),
Verbindungsgang Hauptraum zu Eingang b)
Foto: W. Fischer, 1.8.2010


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