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Artikel in HKM 9-10/2010:

Neue Höhlen in der Teilgruppe 1814 (Göstlinger Alpen)

von Reinhard und Walter Fischer

1. Kurze Löcher im Salzatal (Stmk.):

Alle Jahre wieder lockt das Salzatal. So unternahmen im Frühjahr 2010 Walter Fischer und Tochter Rita eine Wanderung am Südfuß des Hochkares, wo in einem Felskessel oberhalb des Kurzen Loches (1814/68, siehe HKM 11/1996) prompt die Entdeckung einiger neuer Löcher glückte. Vermessen wurden diese am 28.3.2010 durch die Verfasser.

Beim Parkplatz "Wasserlochklamm" (Seehöhe ca. 540 m, ÖK50/101) im Salzatal überquert man die Salza auf einer Hängebrücke und wandert auf einem schmalen Steig ca. 1,4 km flussaufwärts. Etwa 100 m östlich einer auf der gegenüberliegenden Salzaseite gelegenen Lawinenverbauung, steigt man den Hang weglos, zuerst über ein Schuttfeld, dann über eine steile, erdige Rinne bis zu einer sperrenden Felswand auf. Hier befindet sich ungefähr 120 Höhenmeter über dem Steig in einem kleinen Kessel das

Rippenloch (1814/93), L 10 m, H 10 m (+9 m, -1 m), Sh 670 m.
Es handelt sich um eine 6 m breite, an der Trauflinie ca. 5 m hohe Halbhöhle mit einer steilen, kletterbaren Felsrippe in der Mitte. Die Rippe zieht zu einem fortsetzungslosen Kluftansatz empor, wo am Vermessungstag eine kleine Hufeisennase beobachtet werden konnte. An der Westseite des Felskessels setzt - noch unter gleicher Trauflinie - zwischen einigen größeren Felsblöcken ein kurzer abwärts ziehender Schluf an. Der Boden der Höhle besteht aus erdigen Sedimenten und einigen Blöcken sowie einer kleinen Wasseransammlung neben der Felsrippe.

Vom Rippenloch quert man etwa 30 m in südöstliche Richtung und erreicht das 1,5 m über dem Wandfuß liegende

Kürzeste Loch (1814/94), L 5 m, H +1 m, Sh 660 m.
Vom schön oval profilierten Eingang mit 3 m Breite und 1,5 m Höhe zieht ein immer enger werdender Schluf leicht ansteigend bergwärts und wird nach 5 m bei einem Rechtsknick unschliefbar niedrig. Der Boden besteht anfangs aus Bruchschutt und Blöcken, sonst aus lehmigen Sedimenten.

Entlang des Wandfußes 15 m weit absteigend, kommt man, vorbei an einer nicht katasterwürdigen Nische, zum

Unbeachteten Loch (1814/95), L 12 m, H +2 m, Sh 655 m.
Ein 6 m breiter, bis 4 m hoher, halbhöhlenartiger Raum mit grasbewachsenem Boden geht in einen niedrigen Schluf über. Der Boden des Schlufes besteht aus feuchten, bergmilchigen Sedimenten mit einigen eingebetteten Blöcken. An der südlichen Seite des Höhleneinganges ist noch eine schmale, brüchige, bis 5 m hohe Strecke mit einer Kletterstelle angegliedert.

Von hier entlang der Felsbildungen sehr steil weitere 25 m abwärts, öffnet sich das Kurze Loch (1814/68), welches bereits im Jahr 1996 von R. L. Winkler bearbeitet wurde (siehe HKM 11/1996). Die drei neuen Höhlen und das Kurze Loch wurden mit einer Außenvermessung zusammengefasst und die Koordinaten sowie die Seehöhe des Kurzen Loches geringfügig angepasst: Sh 640 m.

2. Höhlen im Steinbachtal:

Aufgrund eines Hinweises von Alexander Putz (www.berg-welt.at), konnte im sogenannten Emmentalerfelsen im Steinbachtal südöstlich von Göstling eine kleine Höhle aufgefunden und bearbeitet werden. Der von Kletterern frequentierte Felsen befindet sich in der orographisch linken Hangseite des Steinbachtales, etwa 400 m taleinwärts vom Tunnel in der Not sowie knapp 100 Höhenmeter oberhalb der Straße. Der Aufstieg zum Felsen erfolgt anfangs in einem Graben östlich des Lawinenverbaues und danach etwas talauswärts auf einem schwach ausgeprägten Rücken. Beim letzten Aufschwung zum Felsen sind zwei markante Portale in der Wand sichtbar, wobei das rechte (westliche) zu einer nicht katasterwürdigen Halbhöhle (L=4 m) gehört und das östliche in die

Emmentalerhöhle (1814/96), L 10 m, H +1 m, Sh 680 m, führt.
Vom schrägprofilierten, 5 m breiten und ebenso hohen Eingang führt ein ebener, an der Sohle bis 3 m breiter Höhlenraum mit abnehmenden Dimensionen 10 m weit bergwärts, wobei die Raumhöhe beim Ende knapp 1,5 m beträgt. Der Boden besteht aus sandigen Sedimenten, einigen Blöcken und Laub.

Die Vermessung erfolgte am 3.6.2010 durch die Verfasser.

Auf die beiden nachfolgend beschriebenen Objekte wurden die Verfasser aufgrund einer Mitteilung von Michael Behm, welcher den Eingang der Windischbachhöhle bei einer Wanderung im Ringkogelgebiet vom gegenüberliegenden Hang eingesehen hatte, aufmerksam. Später konnte der Eingang im Zuge einer Schitour durch M. Behm, R. Fischer, R. Greilinger und P. Kalsner am 27.3.2010 auch fotografiert werden.
Der Zustieg zu den Windischbachhöhlen erfolgt von einer Forststraße, die 200 m vor dem Ende der öffentlich befahrbaren Straße ins Steinbachtal abzweigt und mit vielen Kurven und Kehren entlang des orographisch linken Hanges des Windischbachtales bis in den Talschluß unterhalb des Ringkogels (1666 m) führt. Es ist jedoch nicht empfehlenswert, diese Forststraße von Beginn an zu benützen, sondern viel kürzer, von der Forststraße in der Talsohle 1,3 km taleinwärts der Kote 612 über einen schmalen, etwas exponierten Steig auf einem Rücken südlich des Lahnbaches zu der höhergelegenen Straße aufzusteigen.
Am Fuß von Felsbildungen liegt im Steilgelände 40 Höhenmeter über der Forststraße, 550 m östlich der Kote 906 beim Mardersattel bzw. 350 m westlich der Kote 646 in der Windischbachau, die

Windischbachhalbhöhle (1814/97), L 6 m, H +3 m, B 6 m, Sh 820 m.
Der 6 m breite und bis 1,6 m hohe Eingang öffnet sich auf einem Rasenband, die gezackte Trauflinie ragt bis zu 1 m über die Abbruchkante des Bandes hinaus. Der südliche Teil der Halbhöhle besteht aus einer steilen Felsplatte, der nördliche Teil aus einem ansteigenden, bis knapp 2 m hohen Gang, durch einen Grat von der Felsplatte getrennt. Der Boden wird aus sandigen Sedimenten und etwas Bruchschutt gebildet.

Der Eingang zur Windischbachhöhle befindet sich im schluchtartigen Steilgelände in einer markanten Störung 200 m westlich der Kote 646 in der Windischbachau und ist von der gegenüberliegenden Hangseite, vom markierten Wanderweg zum Tremel (1201 m) sichtbar. Von der Forststraße unterhalb der Windischbachhalbhöhle steigt man den sehr steilen Waldhang etwas links (nördlich) haltend auf einem schwach ausgeprägten Rücken etwa 60 Höhenmeter ab. Hier ist es möglich, unterhalb von Felsbildungen in die nördlich gelegene schluchtartige Störung zu queren und noch 10 m unschwierig zum Eingang der

Windischbachhöhle (1814/98), L 14 m, H +4 m, Sh 730 m, aufwärts zu klettern.
Dem knapp 10 m hohen und 4 m breiten Eingang entströmte am Tag der Vermessung ein Gerinne mit einer Schüttung von etwa einem Liter pro Sekunde. Am Boden befinden sich zwischen Laub und Blockwerk zwei hintereinander liegende Wasseransammlungen. Das Gerinne stammt aus einer schmalen Spalte an der Decke, etwa 5 m innerhalb der Trauflinie und plätschert als kleiner Wasserfall herab. Es gelang nicht, die wasserführende Deckenspalte zu erklettern, allerdings ist sie einige Meter weit einsehbar. Dort wo das Wasser am Boden auftrifft, hat sich ein beachtlicher Sinterkegel gebildet und auch der hinter dem Wasserfall weiterziehende Gang weist bemooste Bodenversinterungen auf. Von einer Höhe von 2 m beim Wasserfall verengt sich der ansteigende Gang nach 5 m zu einem rundum versinterten Schluf und endet danach bei einem Sinterwall in einer kleinen Kammer. An der Decke der knapp 2 m hohen Kammer hing am Vermessungstag eine kleine Hufeisennase.

Die Windischbachhöhlen wurden am 23.5.2010 durch die Verfasser bearbeitet.

Literatur:


Wasserfall im Portal der Windischbachhöhle
(1814/98)
Foto: Reinhard Fischer, 23.5.2010

Wasserfall in der Windischbachhöhle
(1814/98)
Foto: Walter Fischer, 23.5.2010

Versinterter Schluf in der Windischbachhöhle
(1814/98)
Foto: Walter Fischer, 23.5.2010


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