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Artikel in HKM 9-10/2015:

Höhlen im westlichen Ausläufer der Teilgruppe 1812 (Kräuterin, Stmk.)

von Reinhard und Walter Fischer

Einleitung: Die fast traditionell allfrühjährlich durchgeführten Geländebegehungen im steirischen Salzatal führten uns dieses Jahr nicht wie sonst üblich in die Teilgruppe 1814 (Göstlinger Alpen), sondern erstmals in den westlichsten Ausläufer der Teilgruppe 1812 (Kräuterin) nahe Wildalpen. In diesem, etwa 25 km2 großen Randgebiet westlich von Hopfgartental und Schneckengraben waren bislang keine Höhlen im Kataster geführt. Bei zwei Fahrten im April 2015 wurden mit einer netten Quellhöhle und einer Halbhöhle zwei neue Kleinhöhlen aufgefunden und bearbeitet. Eine weitere Kleinhöhle konnte im Juli 2015 bei einer Regenwanderung durch Thomas Gundacker und Walter Fischer hinzugefügt werden.


Röcker-Quellhöhle (1812/96)

Basisdaten: L 16 m, H +6 m, HE 22 m, Sh 700 m, ÖK101.
Lage: Im Südhang des Nd. Röcker (1085 m), etwa 4,7 km nördlich von Wildalpen, Steiermark.
Zustieg: Der Zustieg erfolgt über eine Forststraße (Fahrverbot), die 270 m SO der Kote 596 (Brücke über den Lassingbach) von der Rotwaldstraße (Straßennummer 61251), 3,7 km ONO von Fachwerk im Salzatal, abzweigt. Man folgt der Forststraße, die entlang des Hebenstreitbaches aufwärts führt 850 m weit bis in 660 m Seehöhe, überquert danach den Bach und steigt oberhalb der Ostflanke eines felsigen Grabens 40 Höhenmeter nordwärts auf. Ziemlich überraschend trifft man in einem Felswinkel am Ende des Grabens (mit Wasserlauf, laut ÖK101 temporär, und Wasserfall) auf ein eindrucksvolles Höhlenportal, dem das Gerinne entströmt.
Beschreibung: Der südschauende Eingang ist an der Trauflinie 7 m hoch, 15 m breit und durch einen steil ansteigenden Schuttkegel an der westlichen Seite des Portals ergibt sich ein Höhenunterschied von +6 m. An der östlichen Raumbegrenzung tritt der Höhlenbach in einem ca. 2 m breiten, seichten Bachbett an den Tag, die Schüttung betrug am Vermessungstag wenige Sekundenliter. Leicht ansteigend und bis 3 m breit windet sich der Bach im Höhleninneren an die westliche Seite des spitz zulaufenden Höhlenraumes und entspringt beim engräumigen Ende aus zwei siphonartigen Spalten. Die Raumhöhe nimmt von 3 m knapp innerhalb der Trauflinie auf etwa 1 m kurz vor dem unschliefbaren Ende ab, an der Westseite ist eine ansteigende, 1 m hohe Nische angegliedert. Der Boden der Höhle besteht aus sandigen Sedimenten, Bruchschutt und einigen großen Blöcken, die vordere Hälfte ist im Bereich des Gerinnes stark bemoost.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 19.4.2015 bei einer Geländebegehung durch R. u. W. Fischer aufgefunden und vermessen.


Hanserkogelhöhle (1812/97)

Basisdaten: L 11 m, H +3 m, HE 17 m, B 16 m, Sh 810 m, ÖK101.
Lage: In der Südflanke des Hanserkogels (1085 m), etwa 3,6 km WNW von Wildalpen, Steiermark.
Zustieg: Der Zustieg erfolgt von der sogenannten Fischerau (Kote 577) zwischen Fachwerk und Wildalpen im Salzatal. Man wandert am nördlichen Ufer der Salza entlang eines Fahrweges, vorbei an einigen Häusern, 1,2 km westwärts bis zu einer Wiese mit einem Stadel. Ab hier hält man sich in einer Schneise unterhalb einer Stromleitung weitere 600 m Richtung Westen bis zu einer Verebnung nördlich oberhalb der Salza. Vom Gipfel des Hanserkogels ziehen mit Unterbrechungen, teils mächtige Felsbildungen bis hier herab. Entlang deren Ostfuß steigt man steil, anfangs in nördliche, danach in nordwestliche Richtung etwa 200 Höhenmeter auf und trifft so auf einen Vorbau, der durch eine sperrende Felswand, in der sich die Höhle befindet, gegliedert wird.
Beschreibung: Es handelt sich um eine südostschauende Halbhöhle mit einem an der Trauflinie 16 m breiten und bis 10 m hohen Portal. An der Ostseite erstreckt sich ein schmäler werdender, halbrund profilierter Raum ansteigend 11 m weit bergwärts. Die Raumhöhe nimmt von 6 m knapp innerhalb der Trauflinie kontinuierlich bis auf 1 m beim Höhlenende ab, die Breite beträgt am Ende knapp 3 m. Der Boden ist mit trockenen lehmigen Sedimenten und Bruchschutt bedeckt. An der Westseite bildet ein großer Block einen bis 2 m hohen Absatz.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 11.4.2015 bei einer Geländebegehung durch R. u. W. Fischer aufgefunden und vermessen.


Gamswildunterstand (1812/98)

Basisdaten: L 6 m, H +1 m, HE 6 m, Sh 930 m, ÖK101.
Lage: In der Nordflanke des Jägerberges (ca. 1000 m), etwa 2 km nördlich von Wildalpen, Steiermark.
Zustieg: Etwa 600 m NO von Fachwerk im Salzatal zweigt von der Rotwaldstraße (Straßennummer 61251) unmittelbar vor einer Brücke über den Lassingbach (Kote 565) eine Forststraße ab, die zuerst 1,5 km entlang des südlichen Ufers vom Lassingbach verläuft und danach nördlich vom Schreinbach 3 km aufwärts zieht. Bei einer Wiesenfläche mit einem kleinen See (Kote 757) wendet man sich auf eine nach rechts in den Eibengraben abzweigende Forststraße. Im Verlauf dieser Straße ist am gegenüberliegenden Hang bereits das in einem felsigen Grat gelegene Portal sichtbar. Die Straße endet nach weiteren 2 km zwischen Lerchkogel (Kote 997) und Jägerberg (ca. 1000 m) im felsdurchsetzten Talschluß des Eibengrabens in ca. 840 m Seehöhe. Um zur Höhle zu gelangen, ist es nötig, zwei Felsgräben südlich oberhalb zu umgehen bzw. zu queren. Man steigt den steilen Rücken am Ende der Forststraße ca. 80 bis 100 Höhenmeter auf und quert dann auf Steigspuren ca. 250 m in Richtung NO abwärts bis auf einen felsigen Grat, der vom Jägerberg nach Norden abwärts zieht. Zuletzt steigt man am Grat einen steilen Wiesenhang noch einige Zehnermeter aufwärts zur Höhle. Der Eingang ist am Grat auch von oben steil absteigend bzw. in direkter Querung über schrofiges Gelände von der Westseite her erreichbar. Ein wesentlich kürzerer Zustieg dürfte vom Hopfgartental nördlich von Wildalpen möglich sein, wo der Jägerberg mit einem 300 Höhenmeter Steilaufstieg durch dessen Ostflanke direkt zugänglich ist. Der Grat ist hier etwas oberhalb der Höhle auch von der Ostseite her zugänglich (Steigspuren).
Beschreibung: Vom gut 2 m breiten und ebenso hohen Portal gelangt man ansteigend in einen 1,5 m breiten, durchschnittlich 2 m hohen Höhlenraum mit ebenem Boden. Beim Eingang befinden sich an der nördlichen Raumbegrenzung einige Blöcke und Bruchschutt ansonsten überwiegt Gämsenlosung. Zwischen den Blöcken sind zwei, am oberen Ende gespaltene Aststücke verkeilt, die vermutlich als Halterungen für Salzlecksteine dienen.
Erforschung und Vermessung: Die Höhle wurde am 27.7.2015 bei einer Wanderung durch T. Gundacker und W. Fischer aufgefunden und vermessen.


Felswinkel mit dem Portal der Röcker-Quellhöhle (1812/96),
Foto: W. Fischer am 19.4.2015

Höhlenraum mit Bachbett in der Röcker-Quellhöhle (1812/96),
Foto: W. Fischer am 19.4.2015

Ausblick aus der Hanserkogelhöhle (1812/97),
Foto: R. Fischer am 11.4.2015

Ausblick aus dem Gamswildunterstand (1812/98),
Foto: W. Fischer am 27.7.2015


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